So mancher Eigenheimbesitzer, der stolz auf seine neue Deckenlampe in der Küche blickt, legt nach dem Drücken des Lichtschalters erst einmal skeptisch den Kopf schief. Denn irgendwie wirkt das Licht der topmodernen LED-Strahler so gar nicht gemütlich. Im Gegenteil, es erweckt einen eher gleißenden, sterilen Eindruck. Da möchte man dann vielleicht gerne den Kopf in den Kühlschrank stecken, nur um das „warme“ Licht der Innenbeleuchtung zu genießen. Eigentlich eine paradoxe Situation. Doch woran liegt es, dass wir das Licht moderner Leuchtmittel manchmal als übermäßig kalt wahrnehmen?

Warmes Licht oder kaltes Licht? - Die Farbe von Licht

Die bloße Farbtemperatur gibt über das Rätsel keinen Aufschluss. Denn beim Licht einer Glühlampe, das wir grundsätzlich als angenehm empfinden, liegt die Farbtemperatur bei „nur“ 2700 K (Das K steht für Kelvin, der Lieblingstemperaturskala von Physikern, ca. 273 Grad über Celsius). Bei tageslichthellen LEDs und Kompaktleuchtstofflampen dagegen beträgt sie über 5300 K. „Warmes“ Licht ist also tatsächlich kühler als „kaltes“ Licht! Wichtiger für das persönliche Empfinden ist die farbliche Verschiebung des Lichts in den Rotbereich. Das warmweiße Licht der Glühlampe hat deutliche Gelbanteile, während ungenügend filternde LEDs oft blaustichig sind. Rötlich-gelbes Licht ist aber wichtig für unser Stimmungsbild. Man denke ans Kaminfeuer oder den Sonnenuntergang. Gelbes Licht wirkt wie warmes Licht, weil es gemäß unseren Erfahrungen dem wärmenden Feuer näher steht. Während es heute bereits LEDs gibt, die warmweißes Licht recht gut wiedergeben, erleiden Leuchtstofflampen, also Energiesparlampen, hier immer noch deutliche Nachteile.

© Pupkis (Variation) | Kaltes Licht und warmes Licht: Eine LED ist hochmodern, doch manchmal wirkt ihr Licht doch recht kalt. Ganz anders…

Das Rätsel der weißen Löcher

Das Problem mit den Leuchtstofflampen geht allerdings noch weiter. Genau wie bei den LEDs emittieren Leuchtstofflampen zunächst nur Licht einer bestimmten Wellenlänge, sprich Farbe. Durch den Leuchtstoff wird dieses zwar in weißes Licht umgewandelt, allerdings fehlt diesem weißen Licht das vollständige Farbspektrum von Sonnenlicht. Denn das natürliche Licht der Sonne ist letztlich auch nur eine Mischung der Spektralfarben (interessanterweise mit einem recht hohen Grünanteil). Bei künstlich weiß gefiltertem Licht sieht das anders aus. Das Farbspektrum ist nicht von Farbe zu Farbe fließend, sondern löchrig. Das weiße Licht wirkt folglich auf das Auge unnatürlich und wird wiederum als kaltes Licht empfunden. Die klassische Glühlampe dagegen bildet ein fortlaufendes Farbspektrum, denn hier wird das Licht auf natürliche Art durch Hitze erzeugt. Warmes Licht eben! Unser Auge findet das ansprechender. LEDs konnten in diesem Bereich mittlerweile aufholen. Doch die künstliche Auffüllung des Farbspektrums durch zusätzliche Leuchtstoffe geht immer zulasten der Lichtausbeute: Beim Filtern geht stets auch Licht verloren.

Im Kleidergeschäft jedenfalls sollte nach wie vor mit einem Blick zur Decke die Art der Ausleuchtung geprüft werden. Denn dort angebrachte Leuchtstofflampen verschlucken gerne Farbschattierungen, die ihrem Spektrum fehlen. Das graue Kleid oder die graue Hose sind am Ende vielleicht gar nicht so grau…

© TTstudio | Die Farben der Natur: Der Regenbogen macht es vor. Licht setzt sich aus einer Mischung von Spektralfarben zusammen, die…
© diybook | Falschfarbenbild: Das weiße Licht von Leuchtstoffröhren ist künstlich erzeugt und besitzt nicht das natürliche fließende…

Licht als Dekoration

Es gibt abseits der Frage, ob es sich um kaltes Licht oder um warmes Licht handelt, weitere Faktoren, die den Eindruck von Licht auf unsere Stimmung beeinflussen. Dazu gehört etwa auch die Einbindung der Lichtquellen in die Wohnumgebung. LED- und Leuchtstofflampen haben kein der Glühlampe identisches Abstrahlverhalten. Bei Nutzung z.B. einer LED kommt das Licht nicht unbedingt überall dort an, wo es die Glühlampe noch hingesendet hatte. Das muss bei der Konstruktion und Verteilung von Leuchten in einem Raum berücksichtigt werden. Eine dem persönlichen Empfinden nach angemessene Ausleuchtung wird so mehr als früher zum Thema. Gleichzeitig allerdings steigen damit auch die Möglichkeiten, Licht gezielt als Stilelement einzusetzen. Unser Artikel Kein blasser Schimmer: Indirekte Beleuchtung als Stimmungsheber zeigt in diesem Zusammenhang einige wichtige Prinzipien auf.

© Andris Piebalgs | Gebändigtes Licht: Das indirekte Licht eines Deckenfluters zeigt anschaulich, wie Licht und Schatten effektvoll…

Licht ist Gewöhnungssache

Letzten Endes siegt beim Thema Licht und Farbe wie bei vielen anderen Fragen auch die Macht der Gewohnheit. Denn nur, weil eine Lampe besonders sonnenähnlich strahlt, wird sie dadurch nicht gleich unser Herz gewinnen. Bewohner des nördlichen Europa reagieren z.B. auf besonders helles Licht, wie es die Sonne zur Mittagszeit abgibt, emotional anders als die Bewohner des südlichen Europa. Für die Südländer heißt es dann Siesta. Nordeuropäer wirken dagegen nervös und aufgedreht. Zur abendlichen Stunde kann das natürlich für leichtes Unbehagen sorgen. Das vermeintliche Sonnenlicht wirkt dann als besonders kaltes Licht. In Mitteleuropa ist man wie immer pragmatisch: Schüler werden hier mittlerweile mit Tageslichtlampen bestrahlt, um ihre Konzentration zu fördern. Kaltes Licht für maximale Leistung: Hoffentlich ein erhellendes Experiment…

© diybook | Das natürliche Licht der Sonne gibt uns unseren Maßstab vor, wenn es um Helligkeit und Farbenkennung geht. Abends jedoch fühlen…

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