Fassadenfarbe: Wie ein kleiner Käfer die Technik bereichert
Die Natur als Vorbild
750 Liter Niederschlag fallen in Deutschland jährlich im Schnitt pro Quadratmeter. Dazu kommen Tau und Nebel. Von so viel Feuchtigkeit kann der „Nebeltrinkerkäfer“ nur träumen: In seiner südwestafrikanischen Heimat regnet es so gut wie nie. Also hat er sich angepasst und Eigenschaften entwickelt, die jetzt Pate standen für eine neuartige Fassadenfarbe. Die Oberfläche seines Rückenpanzers besitzt eine Mikrostruktur, die sowohl aus gut benetzbaren (hydrophilen) als auch Wasser abweisenden (hydrophoben) Teilen besteht: So kondensiert Morgentau an den hydrophilen Punkten des Käferpanzers und läuft von dort – da das Wasser an den hydrophoben Anteilen der Oberfläche keinen Halt findet – direkt ins Maul des durstigen Tieres.
Diesen Geniestreich der Natur nahmen sich die Forscher von Sto zum Vorbild für die Entwicklung einer Oberfläche, die immer, wenn sie mit Nässe oder Feuchte in Berührung kommt, blitzschnell wieder abtrocknet. Eine solches Funktionsprinzip nennt man „bionisch“, da es natürliche Eigenschaften in die Welt der Technik überträgt.
Garantiert trockene Fassaden
So auch bei der 2015 zur „Oberfläche des Jahres“ gewählten Fassadenfarbe und ihrem Nebeltrinker-Effekt: Auf der mikrostrukturierten Fläche können sich Regen, Nebeltröpfchen und Tau nicht wie bei herkömmlichen Farben sammeln. Feuchte wird auch nicht aufgesaugt und in der Beschichtung verborgen. Sie verteilt sich großflächig zu einem dünnen Film und wird deutlich rascher abgeführt als bei anderen Fassadenfarben.
Die Bestätigung erbrachten umfangreiche Tests des Fraunhofer-Instituts LBF in Darmstadt: Die Wissenschaftler verglichen fünf verschiedene Typen von Fassadenfarben und erklärten StoColor Dryonic in allen drei getesteten Kategorien zum Sieger: geringste Wasseraufnahme, raschestes Ablaufverhalten und vor allem „schnellste Rücktrocknung“. Und trockene Fassaden sind nun mal saubere Fassaden. Algen und Pilze finden keine Heimat, da ihre Lebensgrundlage, die Feuchtigkeit, fehlt.
Bildquelle: Vladimir Wrangel/ Sto SE & Co. KGaA