Einst ein gefeierter Baustoff, heute von den Baustellen verbannt: Asbest ist in Deutschland seit über 20, in Österreich und der Schweiz sogar schon fast 30 Jahre verboten. Doch die Lage bleibt gefährlich! Dass es da in Deutschland noch Hunderttausende Dächer geben soll, von denen nicht unerhebliche Gefahren für unsere Gesundheit ausgeht, macht tatsächlich ein wenig betroffen. Und es stellt sich zwangsläufig die Frage, warum trotz Asbestgefahr so zögerlich saniert wird. Es bietet sich natürlich eine Vermutung: Weil es dabei um viel Geld geht!

Teure Entsorgung

Tatsächlich geht es in Sachen Asbestgefahr sogar um sehr viel Geld! Denn allein für die korrekte Entsorgung muss je nach Region mit deftigen Gebühren gerechnet werden. Wir haben mal quer durch Deutschland ein wenig recherchiert (Entsorgungspreise nach Tonnen):

  • 176,47 Euro (netto): AWA GmbH, 52249 Eschweiler
  • 127,00 Euro (netto): Wertstoffhof Wicker, 65439 Flörsheim-Wicker
  • 198,00 Euro (netto): Recyclingbetrieb Kemel, 65321 Heidenrod-Kemel
  • 177,31 Euro (brutto): aws Schaumburg, 31641 Stadthagen (Anlieferung ausschließlich in luftdicht verschlossenen Big-Bags)

Dazu kommt ein nicht unerheblicher Arbeitsaufwand beim Rückbau der Asbestplatten. Denn diese müssen staubfrei, ohne Bruch und unter Anlegen von Schutzbekleidung demontiert werden. Außerdem sind sie später hermetisch versiegelt zu transportieren.

Unsichtbare Gefahr

Woran aber erkennt man denn nun als Laie, wann beispielsweise die Wellasbestplatten auf dem Garagendach ihre Haltbarkeitsdauer erreicht haben? Ein sehr deutliches Merkmal sind mit bloßem Auge erkennbare Verwitterungserscheinungen. Besonders an den Schnittkanten, aber auch an der Oberfläche sind hier bereits einzelne abstehende Faserreste erkennbar. Baufachleute sind der Meinung, dass Faserzementdächer, die vor 1990 errichtet wurden, in jedem Fall sanierungswürdig sind, da eine erhebliche Asbestgefährdung von ihnen ausgeht.

Erkennbar beschädigte Platten müssen generell und möglichst sofort entsorgt werden. Wer diesbezüglich immer noch unsicher ist, kann sich eine Laboranalyse erstellen lassen, die ab 60 Euro aufwärts kostet. Die ist in jedem Fall empfehlenswert, wenn eine umfangreichere energetische Sanierung von Immobilien vorgesehen ist. Denn Asbest riecht nicht, strahlt und diffundiert nicht, ist aber dennoch allgegenwärtig.

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Erhöhte Vorsicht

Asbest findet sich nicht nur in und auf Dächern, sondern auch in Bodenbelägen, Brandschutzklappen von Lüftungskanälen und selbst im Zement. Somit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass vor dem Aufbringen einer Wärmedämmung zunächst verschiedene asbesthaltige Teile entfernt werden müssen, die erst nach dem Abschlagen alter Putzschichten oder der Demontage von Faserplatten wieder ans Tageslicht gelangen. Selbst im Kitt von Holzfenstern, im Fußbodenkleber oder den Ummantelungen der Heizungsrohre lassen sich mitunter größere Mengen Asbestfasern feststellen.

Da es für den Laien in aller Regel sehr schwierig ist, die tatsächlichen Ausmaße einer Asbestgefahr zu ermitteln, ist es ratsam, einen Fachmann bei der Bewertung mit einzubeziehen. Ob ein Baustoff mit fest gebundenen oder nur schwach mit Asbestfasern belastet ist, definiert die „Technische Regel Gefahrenstoffe“ (TRGS 519 Asbest). Die darin festgelegten Werte lassen sich nur mit speziellen Laborgeräten über eine Luftmessung ermitteln.

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Keine Experimente

Ein Tipps zum Schluss:  Auch wenn es Heimwerker schon in den Fingern kribbelt – mit der Selbsthilfe sollten fachlich wenig versierte Hauseigentümer in jedem Fall sehr zurückhaltend umgehen. So dürfen asbesthaltige Bauteile im Interesse der eigenen Gesundheit, die der Nachbarschaft und im Sinne unserer Umwelt etwa niemals mit einem Hochdruckreiniger gesäubert werden!

Und auch die letztliche Entsorgung sollte sich niemand leicht vorstellen. Das fängt schon im Kleinen an. So ist selbst vom einfachen Zerschlagen der Asbestplatten abzuraten. Denn hierbei würden bereits große Mengen an kontaminierten Asbeststaub freigesetzt. Experimente sind deshalb definitiv nicht zu empfehlen. Weder im Interesse der eigenen Gesundheit, noch der Gesundheit aller Menschen um uns herum!

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