Das kompostierbare Eigenheim: Häuser aus Stroh

Im März hatten wir eine Artikelserie über die gängigsten Wandbaustoffe gestartet. Doch aus der Rückschau müssen wir feststellen, dass ein ganz besonderes Baumaterial dabei etwas zu kurz weggekommen ist: das Stroh. Eine Meldung, die wir eher zufällig in der Ostseezeitung fanden, lenkte unsere Aufmerksamkeit auf diese uralte Bauweise, die einen neuen Aufschwung erlebt und von privaten Bauherren wieder verstärkt genutzt wird.

Bauen mit Stroh

Das Haus im vorpommerschen Wismar wurde, wie in dem Zeitungsbericht zu lesen war, komplett aus Stroh, Lehm und Holz errichtet. Dabei ist das Bauwerk, in das gerade eine Familie mit zwei Kindern einzog, schon sehr bemerkenswert. Geplant wurde es von Manuel Rex, einem Architekten, der für sein ausgeprägtes Faible – nachhaltiges Bauen unter Einsatz jahrhundertealter Baustoffe – in Deutschland einen ganz besonderen Ruf genießt. Es geht längst nicht um sein erstes Bauwerk mit Stroh, das diesmal sogar mit abgerundeten Haus-„ecken“ sowie einer weiß verputzten und wellig designten Giebelwand glänzt.

Verarbeitet wurden bei dem Bau bachtliche 320 Strohballen, die für diesen Zweck stärker, als bei den Landwirten üblich, gepresst wurden. Luxushäuser gewissermaßen, denn ihr Inneres besteht nicht selten aus wertvollem Echtholz und Wänden, die mit handgerührtem Lehmputz bearbeitet sind, was den Bewohnern besondere Vorsicht in diesen wunderschönen Räumen abverlangt.

Eine lohnenswerte Alternative?

Die Strohballenbauweise, bei der Strohballen im Aufbau wie Ziegel eingesetzt werden, hat neben einer ausgezeichneten Ökobilanz eine Vielzahl weiterer Vorteile. Nur die wichtigsten seien hier kurz erwähnt:

  • Stroh lässt sich regional beziehen und ist nahezu unbegrenzt verfügbar.
  • 20 Prozent des landwirtschaftlichen Strohaufkommens reichen aus, um damit rund 350.000 Einfamilienhäuser zu dämmen.
  • Es besitzt ausgezeichnete Werte bzgl. der Wärmespeicherung bei perfektem Wärmeschutz im Sommer (siehe auch im Vergleich mit anderen gängigen Wandbaustoffen).
  • Der Bau besitzt sehr gute Brandschutzeigenschaften bei schwerer Entflammbarkeit (Voraussetzung: entsprechende Verarbeitung nach DIN 4102 und DIN EN 13501).
  • In Strohballenbauweise errichtete Häuser haben eine vergleichsweise lange Lebensdauer. So steht das Haus Burke (1903 in Nebraska erbaut) selbst heute noch in seiner vollen Schönheit und das älteste europäische Haus in Holzständerbauweise (im französischen Montargis 1921 fertiggestellt) ebenfalls.
  • Stroh (wie auch Lehm und Holz) bereiten keinerlei Probleme bei der Entsorgung und lassen sich mühelos kompostieren.

Selbermacher im Vorteil

Ein weiterer Pluspunkt der Strohballenhäuser: Der Bauherr kann sich per Muskelhypothek an vielen Arbeiten beteiligen, die alles in allem sehr handarbeitsintensiv sind. Manuel Rex bietet seinen Kunden und Interessenten dazu Mitmach-Wochenenden an, bei denen er Wissenswertes zu Strohballenbauweise, Lehmputz und nachhaltigen Schutzanstrichen vermittelt.

Darüber hinaus finden sich auf seiner Webseite Stroase eine Reihe bereits realisierter Projekte, die in Holzrahmentechnik und mit dem Dämmmaterial Stroh entstanden sind und ihren neuen Besitzern sogar nach dem Einzug noch beim Geldsparen helfen. Denn: Gegenüber einem in herkömmlicher Bauweise errichteten Einfamilienhaus hat das Strohhaus den Vorteil, dass es über die Gesamtnutzungsdauer aufgrund der ausgezeichneten Wärmedämmung praktisch elf Jahre lang „kostenfrei“ beheizt wird.

 

Bildquelle: © K. Zernecke - Fotolia.com

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