Erfahrungsbericht: Vergessenen Tomatensorten auf der Spur

Die Shops wirken vom Design teilweise etwas antiquiert. Und auch die Tüten mit den gekauften Sämereien sehen eher spartanisch aus. Doch die Stärken professioneller Saatgut-Händler im Netz liegen ganz woanders. Denn eigentlich kommt es ja hauptsächlich auf den Inhalt an – und natürlich das, was später im Sommer oder Herbst geerntet wird! Wie es schmeckt, ist dabei selbstverständlich besonders wichtig. Und das gilt in verstärktem Maße für Tomaten, um die es in diesem Beitrag gehen soll. Allerdings ist dieser Punkt für die moderne Saatgut-Industrie nicht so selbstverständlich. Deshalb habe ich mich einmal ganz speziell auf die Spur bereits als verloren geglaubter Tomatensorten begeben. Ein Erfahrungsbericht!

Saatgut von der Stange

Von alten Sorten, die besonders natürlich schmecken sollen, liest man eigentlich schon viele Jahre auf den bekannten Kleingärtnerblogs im Netz. Fängt man dann an, nach Samen zu suchen, um die roten Früchtchen selbst zu ziehen, ähnelt das schon der Arbeit eines geübten Profilers und braucht seine Zeit. Warum ich mir das antue? Tomaten, deren Samen aus dem Gartencenter stammen, schmecken ungefähr genauso langweilig und fade, wie die Einheitsbrötchen im Supermarkt.

Weltweit gibt es nur einige Firmen – genauer gesagt neun –, die Saatgut für den Erwerbsanbau und die Millionen Freizeitgärtner produzieren. Hybridsorten, genbehandelt, mehrfach gekreuzt oder anderweitig manipuliert, aus deren gewachsenen Früchten sich später nicht einmal Samen ziehen lassen, haben weder mit Bio noch mit einer natürlichen Aromatomate zu tun. Wenn Firmen wie Monsanto den weltweiten Saatgutmarkt unter sich aufgeteilt haben, wie man im Hortipendium nachlesen kann, wundert es nicht, dass viele naturbewusste Hobby- und Freizeitgärtner nach gesünderen Alternativen Ausschau halten.

Neue Wege

  • Einkaufsliste mit Gemüse-Saatgut
    © Fred Lübke | Hybride Tomatensorten sind günstiger, kommen hier aber bewusst nur zu Kontrollzwecken in den Einkaufskorb.
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Von daher muss der Gartenversand in diesem Jahr ohne meinen Umsatz klarkommen, da ich mich für Qualitätssaatgut von einem professionellen Züchter entschieden habe. Der kann immerhin auf eine 80-jährige Erfahrung in dieser Branche verweisen. Der Preis für Tomatensamen der Sorte Harzfeuer (Inhalt für 20 Pflanzen) ist allerdings mit 4,40 Euro gut doppelt so hoch wie bei der gleichen Sorte in F1-Hybrid-Version zu 2,20 Euro (Inhalt für 25 Pflanzen). Bei Bohnen, Gurken, Erbsen, usw. gibt es aber so gut wie keinen Preisunterschied zwischen Gartencenter und Saatzuchtbetrieb.

Dennoch sollten es in diesem Jahr erstmals zusätzlich einige neue (alte) Sorten sein, die relativ unbekannt sind. Auch dafür habe ich schließlich eine Spezialgärtnerei gefunden. Allerdings hat mich die Begrüßung der Kunden ein wenig nachdenklich gestimmt – um nicht zu sagen: zornig gemacht. Erklären muss ich das Titel-Foto sicherlich nicht. Aber es wirft dennoch Fragen auf.

Start ins Experiment

Zunächst einmal hätte ich gerne eine Antwort darauf, wer denn eigentlich entscheidet, was ich esse und welchen Geschmack ich auf den Teller bekomme. Jedenfalls habe ich mich nicht davon aufhalten lassen, mit großer Begeisterung zu bestellen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich dann über den Stand der Dinge berichten.

Zum Thema Tomaten und Gemüsesamen gibt es sicherlich noch einiges zu sagen und noch mehr zu lesen. Eine sehr gute Auswahl an echtem Biosaatgut sowie viele interessante Information zu diesem brisanten Thema bietet der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V. – kurz VERN – und in Österreich der Bio-Saatgutshop der Arche Noah und der ReinSaat-Shop.

 

Bildquelle: Fred Lübke

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