Buchbesprechung: Das Bauherren-Handbuch 2017

Auf die aktuelle Auflage des Bauherren-Handbuchs der Stiftung Warentest hatte ich schon lange gewartet. Denn schon während ich durch eine frühere Version blätterte, war ich von der Fülle der Informationen, besonders für Neulinge auf dem Bau, recht angetan. Ein Hausbau ist zwar gerade nicht geplant. Da meine Autorentätigkeit dieses Thema jedoch oft tangiert, kann ein wenig verlässliche und markenneutrale Sachkenntnis nie schaden. Was also hat das Bauherren-Handbuch in seiner neuesten Auflage zu bieten?

Gute Voraussetzungen

Bauwissen ist schnelllebig, überholt sich ebenso wie die gesetzlichen Bestimmungen ständig, und Neuregelungen bei den Förderprogrammen erfolgen beinahe in Monatsabständen. Wesentlich für Bauherren in spe sind von daher verlässliche Informationen und Fakten. Schließlich geht es um viel Geld und damit um eine beachtliche Investition, die in dieser Form im Leben in der Regel nur einmal Mal gemacht wird.

Darüber hinaus soll so ein Buch nach meinem Empfinden ein umfassendes Kompendium darstellen dass sämtliche Bauetappen, von der Planung einer neu zu errichtenden Immobilie bis zum Einzug in das fertige Haus, selbst für den wenig bauaffinen Laien komplett und verständlich abbildet. Dazu bietet „Unser Bauherren-Handbuch“, das im Oktober 2017 von der Stiftung Warentest in der nunmehr 4. Auflage herausgegeben wurde, auf 384 Seiten rein organisationstechnisch und mit seinem Großformat von 20,1 x 25,5 cm optimale Voraussetzungen.

Übersichtlich und umfassend

Bereits beim ersten Durchblättern wird schnell klar, dass dieser Ratgeber an Übersichtlichkeit nur schwer zu überbieten sein wird. Stichwörter und Begriffe, die im Glossar näher erläutert werden, sind farblich besonders hervorgehoben. Mehrfarbige und damit sehr übersichtliche Tabellen, extra markierte „Info“-Boxen mit Zusatzhinweisen und der benutzerfreundliche Vierspaltendruck sind nur einige von vielen Beispielen, die das Handbuch besonders übersichtlich machen.

Der Untertitel „In sieben Schritten ins eigene Haus“ hält, was er verspricht. Der Leser wird schon bei der ersten Grobplanung seines Neubaus abgeholt und durch Wunsch- und Checklisten, Berechnungsbeispiele sowie Musterbriefe geleitet. Fast nebenbei werden viele bautechnische Informationen und sogar Insiderwissen vermittelt. Damit ersetzt das Bauherren-Handbuch zwar nicht Architekten, Bausachverständige oder Immobilienberater der Hausbank. Es trägt aber entscheidend dazu bei, dass man bevorstehenden Beratungsterminen mit fachlich versierten Baupartnern gelassen entgegensehen und dort auf Augenhöhe verhandeln kann.

Und doch eine Schwachstelle

Besonders erfreulich: Mit bauspezifischem Fachchinesisch haben sich die Autoren sehr zurückgehalten. Und was auf den ersten Blick zunächst noch unklar erscheint, lässt sich dank des Glossars zumeist gleich vertiefen. Als sehr hilfreich empfand ich den 14-seitigen Serviceteil am Schluss des Buches. Er trägt dazu bei, dass künftige Häuslebauer gut und ohne organisatorische Pannen über die Bauzeit kommen..

Kritisch allerdings ist, dass in einem fast 35 Euro teuren und sonst sehr hochwertigen Buch drei Monate vor dem Inkrafttreten des reformierten deutschen Bauvertragsrechts 2018 nicht mit einem einzigen Satz auf die Änderungen bezüglich der neu definierten Verjährungsfristen, Mängelansprüche sowie auf andere Verbesserungen beim Verbraucherschutz eingegangen wird. Dessen ungeachtet halte ich „Unser Bauherren-Handbuch“ der Berliner Testredaktion (auch im Vergleich zum gleichnamigen Titel von der Haufe-Lexware GmbH) für ein durchaus gelungenes und in sehr verständlichem Stil verfasstes Nachschlagewerk, das seinen Preis definitiv wert ist.

Nachtrag

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch ein Anruf vom Verlag der Stiftung Warentest. Das Lektorat des Verlags reagierte damit auf eine diesbezügliche Anfrage meinerseits. Das Problem, dass das reformierte Bauvertragsrecht unerwähnt bleibt, wurde demnach in seiner Wichtigkeit erkannt und hat auch Folgen.

Anfang des kommenden Jahres wird es somit eine Neuauflage des Bauherren-Handbuchs geben, in der die aktuellen Entwicklungen berücksichtigt sind. Wir sagen danke für so viel Gewissenhaftigkeit!

 

Bildquelle: Stiftung Warentest/ Matze - Fotolia.com

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