Buchtipp: Wie Grundstücke zu echten Lebensräumen werden

Ein inspirierender Ratgeber, so könnte man „Gardenista“ bezeichnen. Ein Ratgeber, der sich weniger an diejenigen Leser richtet, die auf maximale Erträge in ihren Beeten fixiert sind, sondern auf Ästhetiker, die sich nach Entspannung mit einem Touch Nostalgie sehnen; einem grünen Paradies, in dem sich die Persönlichkeit seiner Besitzer widerspiegelt. Das repräsentative Buch zeigt aber auch, dass Gartenfreunde in Amerika und England mitunter anders ticken und von der Begrifflichkeit des eigenen Grüns rings um das private Anwesen oft gänzlich andere Vorstellungen haben, als es bei uns im deutschsprachigen Raum Usus ist.

Die etwas andere Gartengestaltung

Der Garten in ein Hort kreativer Inszenierung. Es kann mitunter ein kleiner versteckter, von der Straße kaum einsehbarer Hinterhof sein, der mit allerlei nostalgischen Gartenutensilien sowie viel Liebe und Herzblut zu einer immergrünen Oase aus Wildblumen, Wollmistelsträuchern und Zwergdattelpalmen wird; und in dem eine rustikale Ruhezone mit kunstvollen Tonreliefs und Springbrunnen zum Teetrinken mit besonders guten Freunden einlädt.

Nachdem Michelle Slatalla, die Autorin dieses 408 Seiten starken Ratgebers mit Aha-Effekt bereits mit ihrem ersten Projekt Remodelista ein gut laufendes Internetportal für Inneneinrichtungsideen auf die Beine gestellt hatte, versucht sie mit Gardenista etwas Ähnliches umzusetzen. Worum es im Einzelnen geht, verraten die zehn Grundregeln ihres Gardenista-Manifests, in dem sie ihren Lesern gleich zu Beginn vermittelt, dass es im Garten nicht um Perfektion, sondern um Charakter geht und die Hecke ein besserer Nachbar als ein Zaun ist.

Seiten voller Ideen

Auf den ersten 165 Seiten stellt uns die heute 57-jährige Journalistin 13 besondere Gärten vor, die sie auf jeweils zehn bis zwölf Seiten ausführlich beschreibt. Am Anfang dieser interessanten und reich bebilderten Porträts beginnt sie mit einer Kurzbiografie der Gartenbesitzer und präsentiert im Anschluss wichtige und besonders schöne, aber auch viele außergewöhnliche Details, in denen sich oft die Persönlichkeit der Gestalter aus New York City, Los Angeles, Austin, Mill Valley oder London wiederfindet. Nachahmung erwünscht, so titelt sie schließlich am Ende jedes vorgestellten Gartens und erklärt eine Auswahl der charmantesten Details für die interessierten Leser.

Nachdem fast die Hälfte des Buches geschafft ist, folgt ein gut 50-seitiger Leitfaden zur Geschichte der Farben mit vielen konkreten Beispielen, die sich auch in Gärten hierzulande ausgezeichnet verwirklichen lassen. Nach dem Ideen-Pool und 50 Seiten voller (weiterer) kreativer Ideen, die für noch mehr Gartenfreude sorgen, gibt es von der Gardenista-Autorin noch hundert Insidertipps mit auf den Weg, die bei der Gestaltung des eigenen grünen Paradieses besonders wertvoll sind. Mir ging es jedenfalls auf den gut 35 letzten Seiten so, dass ich mehr als zehn Anregungen, wie zum Beispiel den frühgeschichtlichen Shaker-Besen, den superbequemen Schmetterlingsstuhl wie auch die lange gesuchte Stabhängematte zum stundenlangen Faulenzen, über kurz oder lang ernsthaft aufgreifen werde.

Es ist nie zu spät

Eigentlich hat mir dieses lesenswerte Buch aber noch viel mehr gegeben als nur Inspirationen für unser grünes Wohnzimmer. Gardenista hat mich ernsthaft daran zweifeln lassen, ob es richtig und überhaupt das Beste war, den eigenen Garten oft unverschämt sauber, mitteleuropäisch korrekt gepflegt und auf Maximalertrag getrimmt, zu bewirtschaften. Ein Zufluchtsort im Freien getreu dem Gardenista-Manifest wäre für die Zukunft sicherlich zu überdenken: Aber dafür sei es auch für unperfekte Routiniers nie zu spät, meint Michelle Slatalla. Denn alles ist möglich und jeder kann es!

Ein sehr empfehlenswertes Buch, ob für Anfänger oder langjährig erfahrene Hobbygärtner, die auf der Suche nach außergewöhnlichen Designs sowie Gestaltungsansätzen sind und bei denen lebensbejahender Naturstyle nach dem Vorbild vergangener Generationen bisher unterdrückte Sehnsüchte weckt. Wie vom Christian-Verlag gewohnt, ist auch dieses Gartenbuch wiederum ein gutes Beispiel für besonders hochwertige Verarbeitung mit sehr ansprechendem Layout. Und es ist strapazierfähig verarbeitet, denn die meisten Leser werden es vermutlich recht oft zur Hand nehmen, um nach aufregenden Inspirationen zu suchen.

 

Bildquelle: Christian Verlag/ diybook*

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