Bürokratische Sammelwut? – Noch mehr Mülltrennung auf dem Bau

Die deutsche Bauwirtschaft lief Sturm gegen sie und wurde nicht müde, immer wieder davor zu warnen: Mit der neuen Fassung der Gewerbeabfallordnung entstehe ein neues, bürokratisches Monster, das nicht zuletzt auch die Baukosten ganz kräftig in die Höhe treiben werde. Dieser und andere Aufreger haben jedoch nur wenig geholfen. Der deutsche Bundestag beschloss den Gesetzentwurf in seiner Sitzung am 30. März, sodass die Novellierung vermutlich bereits ab August dieses Jahres durch den Bundesrat in Kraft gesetzt wird. Was die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen als anspruchsvolle Recyclingvorgaben bezeichnet, sehen Vertreter aus dem Baugewerbe als lebensfremd an und verweisen darauf, dass ihnen staatlicherseits immer mehr Vorschriften aufgebürdet werden. Weiterhin wäre mit zusätzlichen Kosten bei der konsequenten Durchsetzung dieser Anordnung zu rechnen, die sich in Größenordnungen von ca. 100 Millionen Euro bewegen dürften.

Umstrittene Neuregelung

Wie soll es nun in der Praxis laufen mit den neuen Regularien, die sämtliche vorhandenen Recyclingpotenziale von Abfällen ausschöpfen sollen? Das Gesetz gilt auch für kleinste Bauvorhaben, wie beispielsweise Badumbauten, bei denen die beteiligten Bauunternehmen einen lückenlosen und auch nach Jahren noch nachvollziehbaren Nachweis über den Umgang mit sämtlichen Bau- bzw. Abbruchabfällen zu erbringen haben. Der Gesetzgeber versteht darunter sowohl Lagepläne der Baustellen als auch zweifelsfreie Fotodokumentationen sowie sämtliche Lieferscheine, die den kontrollführenden Behörden auf Verlangen vorzuweisen sind. So legitim es für ein rohstoffarmes Land, wie es Deutschland nun einmal ist, sein mag, dem Wirtschaftskreislauf auch kleinste Mengen an recyclingfähigem Material wieder zuzuführen, so umstritten bleibt doch die praktische Umsetzung.

Bürokratischer Mehraufwand

So rechnet der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa damit, dass Unternehmen der Branche künftig durchschnittlich zehn verschiedene Container auf ihren Baustellen deponieren müssen, um die Abfälle auch tatsächlich sortenrein zu trennen. Eine doch sehr anspruchsvolle logistische Herausforderung, da diese Behältnisse anschließend natürlich auch noch zu einem Verwertungsbetrieb zu überführen sind. Als Außenstehender sollte man dazu wissen, dass es im Baugewerbe keinesfalls neu ist, recycelbares Abfallmaterial getrennt zu sammeln und der Wiederverwertung zuzuführen. Aber mit der Neuregelung hat der bürokratische Aufwand gewiss eine ganz neue Qualität erreicht. Zumal es parallel zur Gewerbeabfallordnung für die Baubranche auch noch eine Mantelverordnung als Referentenentwurf gibt, die sich ebenfalls mit mineralischen Bauabfällen befassen wird. Da bleibt nur zu hoffen, dass am Ende nicht wieder der Verbraucher als letztes Glied in der Kette die Zeche zahlen muss – der „Grüne Punkt“ lässt grüßen!

 

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