Aus den Labors der Datenretter: Die 10 kuriosesten Fälle 2017

Hamburg (pts) - Datenrettung ist immer extrem spannend, denn kein Fall gleicht dem anderen. Die unterschiedlichen Datenträger und Fehlerbilder machen den Beruf des Datenretters so herausfordernd. Manchmal sind es aber auch Rahmenbedingungen oder Vorgeschichten eines Datenträgers, die einen Datenrettungsfall außergewöhnlich machen. Attingo Datenrettung hat stellvertretend die zehn kuriosesten Fälle aus dem Jahr 2017 zusammengetragen.

Die Ameisenstraße

Viele kennen das Phänomen: Im Frühjahr versuchen Ameisen in Häusern, Wohnungen und auch Büros einzuziehen. Dass Ameisen jedoch auch zu Datenverlust führen können, war selbst für uns neu. Ein Steuerberater stellte am Montagmorgen entsetzt fest, dass übers Wochenende Ameisen in seinen Laptop eingezogen waren – eine Ameisenstraße führte aus den seitlichen Lüftungsschlitzen quer über den Schreibtisch. Wutentbrannt griff er nach einem Buch und schlug mehrmals auf die Eindringlinge ein. Dummerweise traf er dabei auch seinen Laptop mit voller Wucht, was einen Headcrash zur Folge hatte. Als Attingo die geretteten Daten am nächsten Morgen auslieferte, hatte sich der Kunde zum Glück schon wieder beruhigt und nahm sich vor, in Zukunft etwas liebevoller mit seiner Umwelt umzugehen.

Datenverlust nach Katzen-Frust

Haustiere haben bekanntlich ihren eigenen Kopf. Besonders Katzen können schon mal ihren Unmut kundtun, wenn Frauchen oder Herrchen sich nicht wunschgemäß verhalten. So fand einer unserer Kunden nach der Rückkehr von einer einwöchigen Dienstreise seine Wohnung in einem unschönen Zustand vor: Seine Katze hatte gegen seine Abwesenheit und die Fütterungsvertretung protestiert, indem sie ihr Geschäft überall verrichtet hatte, nur nicht im Katzenklo. Dieser Protestaktion fiel auch das MacBook zum Opfer, was der Kunde allerdings erst bemerkte, als er dieses einschalten wollte, was bei der Festplatte zu einem Kurzschluss führte. Er hatte jedoch Glück im Unglück, denn seine Daten waren mit geringem Aufwand zu retten.

Der Zahnarzt als Festplatten-Chirurg

Attingo erhält jedes Jahr viele Festplatten, an denen sich bereits die Betroffenen selbst oder auch Gurus im Bekanntenkreis zu schaffen gemacht haben. Ein besonders kurioser Fall: Ein Zahnarzt hatte in seiner Ordination ein NAS-System mit zwei gespiegelten Festplatten im Einsatz. Zusätzlich wurden die Daten in der Nacht auf eine USB-Festplatte gesichert, welche direkt an das NAS angeschlossen war. Der Versuch den Tisch zu tauschen, auf dem das im Betrieb befindliche NAS und die externe Festplatte standen, endete leider fatal. NAS und externe Sicherungs-Platte fielen auf den Boden. Jetzt versuchte der Arzt selbst Hand anzulegen, öffnete eine Festplatte nach der anderen und werkte im Inneren des Datenträgers herum. Attingo konnte zwar den größten Teil der Daten rekonstruieren, der Aufwand war jedoch enorm.

Der schmale Grat zwischen Vorsicht und Paranoia

Sensible Daten sollten immer verschlüsselt werden, um unbefugten Zugriff möglichst zu verhindern. Die Geschäftsführerin eines Unternehmens für Steuerprüfung hatte es aber dann doch etwas übertrieben: Sie verwendete insgesamt vier (!) ineinander verschachtelte, unterschiedliche Verschlüsselungssysteme auf Ihrem Laptop. Jedoch kam es unerwartet zu einem Hardwareschaden mit massiven Oberflächenschäden auf der Laptop-Festplatte. Leider wurden von der Kundin die Sicherungskopien der Verschlüsselungs-Keys nicht gesichert. Ohne diese in Kombination mit den Kennwörtern ist eine Entschlüsselung nicht mehr möglich. Attingo ist es jedoch gelungen, alle Sektoren mit den notwendigen Master-Keys sowie in weiterer Folge die Daten zu rekonstruieren.

Einmal Festplatte Capricciosa zum Mitnehmen!

Auf der Attingo-Homepage finden sich detaillierte und sogar anschaulich illustrierte Anleitungen zum Verpacken eines defekten Datenträgers. Natürlich ist nicht immer sofort das passende Material zur Hand. Was sich der Kunde in diesem Fall ausgedacht hat, fällt jedoch nicht einmal mehr unter "behelfsmäßig": ´Neben normalen Paketen hatte der Paketzusteller eines Tages auch einen Pizzakarton in der Hand. Die Freude unserer hungrigen Mitarbeiter über diesen unverhofften Snack war jedoch von kurzer Dauer. Im Inneren befand sich eine defekte externe Festplatte, die nur mit losen Papierhandtüchern "gesichert" worden war. Der Kunde hatte aber Glück im Unglück: Die Platte hatte trotz der unsachgemäßen Verpackung keine weiteren Schäden erlitten, so dass die Daten gerettet werden konnten.

Verdrehter Sabotage-Akt

Ein Kunde kam mit seinem defekten Datenträger ins Attingo-Labor, nachdem er ihn zuvor zu einem Mitbewerber gebracht hatte. Dieser hatte im Erstgespräch am Telefon eine Preisspanne von 200 bis 400 Euro für die Datenrettung genannt, stellte dem Kunden jedoch dann ein Angebot von satten 2.700 Euro aus. Als der Datenträger im Attingo-Labor geöffnet wurde, konnten zunächst keine sichtbaren Schäden auf den Magnetscheiben festgestellt werden. Nach einer längeren Diagnose stellte sich dann heraus, dass der Mitbewerber nach Ablehnen des Angebots durch den Kunden die Magnetscheiben wohl vorsätzlich kopfüber eingebaut hatte, um eine spätere Datenrettung erheblich zu erschweren. Kurios: Eigentlich war nur die Elektronik-Platine der Festplatte defekt! Attingo konnte die Daten schließlich retten.

Der verwirrte Wissenschaftler

Das Klischee des konfusen Wissenschaftlers im Labormantel und mit zerzaustem Haar dürfte wohl jedem bekannt sein. Sichtlich verwirrt war auch der wissenschaftliche Mitarbeiter eines Geologie-Instituts, der Attingo wegen einer defekten SSD kontaktierte. Er versprach, den Datenträger zur Untersuchung ins Labor zu senden. Und tatsächlich traf am nächsten Tag per Botendienst ein Päckchen vom Institut ein. Beim Öffnen fiel sofort die vorschriftsmäßige Verpackung auf und auch das ausgefüllte Diagnose-Formular war vorhanden. Umso erstaunter war unser Techniker, als er die Luftpolsterfolie entfernte und statt eines Datenträgers ein paar Gesteinsproben vorfand. Wie sich herausstellte, wusste der Geologenkollege des Kunden, der die Proben ursprünglich erhalten sollte, wiederum mit der defekten SSD nichts anzufangen.

Die Steinzeit-Festplatte

Mit einem sehr außergewöhnlichen Fall sahen sich die Attingo-Techniker im Sommer konfrontiert: Sie erhielten eine Festplatte des Herstellers Tandon mit einer ST506-Schnittstelle. Hierbei handelt es sich um ein echtes Festplatten-Urgestein aus einem Atari. Neben Hardwareschäden an den Magnetscheiben war zusätzlich noch Flüssigkeit aus dem Lager ausgetreten. Die große Herausforderung bestand nun darin, die Daten auf eine moderne PC-Technik zu übertragen. Insgesamt dauerte es neun Monate, alle nötigen Hardwarekomponenten über Tauschplattformen zusammenzukaufen, da die Teile weltweit kaum mehr erhältlich waren. Zusätzlich mussten Prozessoren und elektronische Komponenten dazugelötet werden. Schließlich aber ließen sich die Dateien im Umfang von 21MB auslesen.

Die versteckte Nachricht

Leider kommt es immer wieder vor, dass unsere Kunden ihre defekten Datenträger zunächst zu unseriösen Anbietern bringen. So erreichen uns diese Festplatten und SSDs oft in einem noch schlechteren Zustand. Dass sich diese Hobbydatenretter ihrer "Schandtaten" scheinbar sogar bewusst sind, zeigt dieser Fall: Als einer unserer Techniker eine Kundenplatte im Reinraumlabor öffnete, fiel ihm ein kleines Post-It mit der Aufschrift "Sorry!" entgegen. Offensichtlich war der vorhergehende Bearbeiter der Platte mit dem Schraubenzieher abgerutscht und hatte einen massiven Kratzer auf der Magnetscheibe hinterlassen. Anstatt den Kunden zu informieren, hatte er die Platte verschlossen und dem Kunden mit der Diagnose "Daten unrettbar" zurückgegeben. Die Diagnose zeigte, dass es diesmal leider stimmte.

NAS(s) am Boden

Im Zuge seines Wohnungsumbaus integrierte ein Kunde ein Gästezimmer inklusive Badezimmer in seinen Keller, der unter Kanal-Niveau lag. Für die Dusche und das WC ließ er eine Hebeanlage für das Abwasser installieren. Das als kleiner Homeserver genutzte NAS blieb vorerst im Kellergeschoss am Boden stehen. Wie sich sehr bald herausstellte, war dies keine gute Idee, da die Hebeanlage ihren Dienst nicht ordnungsgemäß verrichtete. Kurze Zeit später war kein Zugriff mehr auf das private Film- und Fotoarchiv möglich. Der Kunde musste feststellen dass das NAS in Fäkalien ertrank. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, riss sich keiner der Attingo-Techniker darum, diesen übelriechenden "Patienten" im Labor zu behandeln. Am Ende konnten aber alle Erinnerungen erfolgreich rekonstruiert werden.

 

Bildquelle: Attingo Datenrettung

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