Buchtipp: Ein Plädoyer für eine grünere Zukunft
Gartenbuch mit Vision
Schon von außen wirkt es nicht wie das typische, farbenprächtige Gartenbuch. "Bäume auf die Dächer, Wälder in die Satdt!" von Conrad Amber besticht durch eine eher sachliche Optik, nicht unangenehm, aber neugierig machend. Dessen ungeachtet wartet es mit vielen eindrucksvollen Fotos auf, verteilt über den 270 Seiten starken Innenteil. Dann wäre da noch die Vision von Amber: Eine dreiseitige Vorausschau in das Jahr 2040, die den Leser in das teilweise trostlose, weil baumarme „jetzt und hier“ zurückholt, ihn gleich darauf an die Hand nimmt, um schließlich im tristen Autobahnwald anzukommen.
Mit fruchtbaren, anregenden Provokationen muss man rechnen, davor hat der Autor „gewarnt“. Aber man muss sich nicht als Verursacher angesprochen fühlen, mitunter allerdings als Dulder einer aus dem Lot geratenen Umweltpolitik – von heute auf morgen nicht änderbar! Schließlich brauchen Bäume einige Jahrzehnte, damit sie unser Leben naturnah bereichern. Was aber nicht ausschließt, sich über eine nachhaltige Zukunft unserer Nachfahren spätestens jetzt und endlich Gedanken zu machen.
Gegenentwurf
Wir kennen das ja: Da soll ein neues Familiendomizil gebaut werden, auf dem eigenen oder auf dem Nachbargrundstück. Ist der Bauantrag von Amts wegen genehmigt, wird gleich mal alles platt gemacht, um einen aufgeräumten Bauplatz zu schaffen, auf dem sich die zu erwartenden Betonmischfahrzeuge am besten noch gegenseitig überholen können. Damit der Umweltfrevel weniger groß erscheint, beweisen wir unsere Naturverbundenheit zum Schluss eben damit, dass anstelle der drei abgeholzten und rückstandsfrei gerodeten Kastanien, Birken und Rotbuchen ein paar zarte Jungbäumchen eingesetzt werden.
So machen wir’s im Kleinen, die Kommunen tun es in erheblich größeren Dimensionen. Dann etwa, wenn ein neues Gewerbegebiet her muss, das Einkaufscenter fernab der City zu klein geworden ist, die Fernstraßen verbreitert werden müssen oder es neben den Gleisen der Bahn nach Sturmschäden zu eng wird, weil Äste die gesamte Stromzufuhr blockiert. Dass es aber Lösungen gibt, mit denen sowohl die Menschheit als auch die Natur gut leben könnten, zeigt Naturdenker Amber an sehr vielen praktischen Beispielen, die nur wenig mit Visionen aus dem Kaffeesatz zu tun haben.
Lesenswerter Denkzettel
Ob grüne Lösungen für begärtnerte Dachflächen, die Wanderbaumallee von Green City in München, U-Bahn-Schächte, die mit wildem Wein oder Efeu zugewachsen sind oder die Schaffung von urbanen Räumen mitten in der Großstadt: Es sind nur einige der Denkansätze, die Conrad Amber seinen Lesern mit auf den Weg gibt. Es wird nicht alles zu realisieren sein, schon gar nicht in kurzer Zeit. Aber er regt mit seinem Buch ein Umdenken an, dem wir uns stellen sollten, wenn unsere Enkel und Urenkel von Waldesruhe, Streuobstwiesen, vertikal begärtnerten Wohntürmen und grünen Korridoren in unseren Städten später nicht nur aus alten Stadtführern erfahren sollen.
Von daher ist dieses Buch ein sehr gelungener, aufklärender und dennoch optimistischer Denkzettel mit vielen weiteren Informationen, nützlichen Literaturhinweisen und Kontaktadressen. Es enthält zahlreiche Fotos, die ich mir teilweise etwas größer gewünscht hätte. Ein ausgezeichnetes Bildarchiv lässt sich aber auch auf dem Blog des Autors finden, was mir als interessiertem Leser ein leidenschaftliches „Gefällt mir“ auf seinem Facebook-Portal wert war. Mein Gesamturteil zu diesem Buch: „Ausgezeichnet“ und pädagogisch überaus wertvoll. Von daher wäre Conrad Ambers Buch „Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt!“ vom Kosmos Verlag nach meiner Auffassung sogar ein Thema für die Schule.
Bildquelle: Franckh-Kosmos Verlag/ © philipk76 - Fotolia.com
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