Clever verzieren und markieren mit selbsterstellten Stickern und Lackierschablonen

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Aktualisiert am 27.09.2022
Egal, ob es darum geht, durch eine Beschriftung unmissverständlich auf den Inhalt eines Werkzeugkoffers oder einer Werkstattschublade hinzuweisen, oder ob von der Zimmerwand bis zum Auto etwas verziert werden soll: Mit sauber gemachten Aufklebern und leserlich lackierten Beschriftungen sieht das alles deutlich besser aus als mit Stift und Pinsel schnell hingemalt. Dabei müssen sich Selbermacher nicht einmal in große Unkosten stürzen – es genügen ein PC mit Drucker und eine sehr ruhige Hand am Skalpell.

Digitales und Hardware: Das ist grundsätzlich nötig

  • Handarbeit zählt
    © Free1970 / stock.adobe.com | Der Computer unterstützt nur. Massgeblich fürs Ergebnis ist Handarbeit.
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Wovon wir hier sprechen, sind eigentlich zwei Seiten derselben Münze:

  • Sticker/Aufkleber/Kleber sind üblicherweise die ausgeschnittene oder bedruckte Positiv-Form des gewünschten Grafikelements auf einer Klebefolie. Etwa ausgeschnittene Buchstaben.
  • Lackierschablonen (im Netz häufig Stencils genannt) sind hingegen fast immer eine Negativ-Form des Elements. Also beispielsweise das, was in einem Blatt Papier nach dem Ausschneiden besagter Buchstaben übrigbleibt.

Bei beiden Herangehensweisen ist es jedoch ebenso möglich, die jeweils andere Form darzustellen. Also etwa eine Lackierschablone, die genau das vor Farbe schützt, was später aus einem lackierten Rand hervorstechen soll.

Doch was braucht es, um sowas selbst zu gestalten?

  1. Ein PC mit Schreibprogramm und eine Grafik-Software. Nichtkommerziell und quelloffen wäre das Programm GIMP. Allerdings können ebenso kommerzielle Softwares wie CorelDRAW oder Adobe Photoshop genutzt werden.
  2. Ein Tintenstrahldrucker. Gerne für A3 und größer geeignet. Dazu (bedruckbare) Vinyl-Klebefolien, Transferfolie (Übertragungsfolie) sowie Druckerpapier mit unterschiedlichen Papiergewichten.
  3. Eine digitale Bibliothek mit vielen Schriftarten (Fonts). Besonders leicht umzusetzen sind zwar Stencil-Schriftarten. Wer jedoch geschickt ist, kann ebenso mit feinen Handschriften-Fonts arbeiten – diese bestechen durch eine edle, wiederholgenaue Optik. Ebenso möglich sind Western- oder mittelalterlich anmutende Schriftarten.
  4. Eine gute Grafiksuchmaschine (etwa Google Bilder) sowie Portale, auf denen grafische Elemente zur freien Nutzung bereitstehen.
  5. Ein Skalpell mit nadelspitzer Nummer-11-Klinge, Wechselklingen, ein Schneidbrett aus Hartkunststoff, ein Metalllineal sowie eine Standlupe.

 

Einfache Beschriftungs- und Grafikschablonen erstellen

  • Eine ruhige Hand hilft
    © AlexQ / stock.adobe.com | Wie komplex die Schablonen sein können, hängt hauptsächlich von der eigenen Geduld und ruhigen Händen ab.
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Welcher Kanister enthält noch gleich Diesel und welcher Benzin-Öl-Gemisch – und in welchem Verhältnis? Es sind solche Problemstellungen, die ziemliches Fehlerpotenzial bergen können, das sich durch eine klare Beschriftung (oder simple Grafikelemente) aus der Welt schaffen lässt.

So geht es:

  1. Zunächst misst man am Objekt, welche Abmessungen die Beschriftung haben soll.
  2. Im Schreibprogramm wird nun die virtuelle Seite quer/horizontal ausgerichtet. Dann wird ein Textfeld erstellt, mittig ausgerichtet und so breit und hoch justiert, wie die Beschriftung werden soll.
  3. Nun wird es knifflig: Jede Schriftart eignet sich zwar zum Ausdrucken und Schablonieren. Doch nur Stencil-Fonts sind so gestaltet, dass nichts versehentlich ausgeschnitten werden kann, was später vorhanden sein muss. Etwa die Füllung im oberen Teil eines A. Wer andere Schriftarten nutzen möchte, muss deshalb später mit „Brücken“ ausschneiden, damit solche Teile mit dem Rest der Schablone verbunden bleiben – bei Stencil-Fonts sind diese Brücken bereits integriert.
  4. Passt die Beschriftung in das Textfeld, wird das Papier gewählt. Je dünner, desto einfacher wird sich die spätere Schablone zwar an unebene Oberflächen anpassen, aber desto seltener lässt sie sich wiederverwenden (sie wird sich durch den Lack wellen).
  5. Es wird ausgedruckt. Hier genügt es, im sparsamsten Modus zu agieren.
  6. Nun beginnt die Detailarbeit: Auf dem Schneidbrett wird alles, was farbig ist, via Skalpell sorgsam ausgeschnitten. Das kann je nach Komplexität durchaus Stunden in Anspruch nehmen. Deshalb bitte viel Sorgfalt; ein falscher Schnitt kann die ganze Schablone ruinieren. Bei langen Geraden hilft es, das Skalpell am Lineal entlangzuführen.

Übrigens ist die Vorgehensweise bei anderen grafischen Elementen ganz ähnlich. Nur ist es hier noch etwas kniffliger, mit den bereits angesprochenen Brücken auszuschneiden. Ferner ist es wahrscheinlich nötig, mit dem Grafikprogramm zu arbeiten. Insbesondere, wenn Motive mit Schriften kombiniert werden sollen.

 

Lackierschablonen richtig nutzen

  • Lacknasen will man nicht haben
    © ink drop / stock.adobe.com | Je mehr Farbe pro Durchgang aufgesprüht wird, desto größer ist die Gefahr von hässlichen „Lacknasen“.
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Ist die Schablone fertig, kann sie direkt eingesetzt werden. Zunächst wird dafür die Oberfläche wie für jede Lackierung vorbereitet; also gesäubert und entfettet (mit speziellem Entfetter, Aceton, Reinigungsbenzin oder Bremsenreiniger).

Dann wird die Schablone testweise aufgelegt. Sie sollte unbedingt vollflächig aufliegen, damit die Farbe nur auf die freiliegenden Stellen gerät und nicht etwa darunter. Gegebenenfalls kann die Schablonenrückseite dazu mit wasserlöslichem Sprühkleber benetzt und sorgfältig angedrückt werden. Auf geraden Oberflächen genügt es, ihre Ränder mit Malerklebeband zu fixieren.

Bevor es losgeht, sollte der Rest des zu beschriftenden Gegenstands großzügig mit Zeitungspapier abgeklebt werden, damit es keine Probleme durch Sprühnebel gibt. Dann wird ein Sprühlack gewählt, dessen Farbe möglichst kontrastreich ist. Um bei den häufig olivgrünen Kraftstoffkanistern zu bleiben, wären das beispielsweise Weiß, Gelb, Orange und Hellblau.

Dann wird aus zirka 30 Zentimetern Entfernung vorsichtig und möglichst genau rechtwinklig zur Schablone lackiert. Für besonders gute Ergebnisse sollte jede Farbschicht nur hauchdünn und kaum deckend sein.

Ist die letzte Schicht aufgebracht, sollte die Schablone zügig, aber vorsichtig entfernt werden. Zu trockener Lack verbindet sich mit der Farbe auf der Schablone, wodurch die Ränder beim Entfernen unsauber werden.

Übrigens: Statt Sprühfarbe kann ebenso mit farbgetränkten Schwämmen getupft werden. Wird dickeres Papier genutzt, kann die Schablone sogar mit Stift und Pinsel verwendet werden.

 

Einfache Beschriftungs- und Grafik-Sticker erstellen

  • Vielseitige Vinylfolie
    © R_boe / stock.adobe.com | Selbstklebende Vinylfolie ist ein sehr vielfältiges – und wetterfestes – Aufklebermaterial.
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Sollen die Grafikelemente nicht lackiert, sondern aufgeklebt werden, ist die Herangehensweise mit Vinylfolie ähnlich wie bei der Gestaltung von Schablonen. Die wichtigsten Unterschiede zeigen wir hier auf:

  1. Das Textfeld sollte ganz am Rand des virtuellen Blattes ausgerichtet werden, damit möglichst wenig Verschnitt bei der teuren Vinylfolie entsteht.
  2. Wichtig: Schrift (und andere grafische Elemente) muss im Programm gespiegelt und auf die Rückseite der Vinylfolie aufgebracht werden. Erstens, damit die Vorderseite nicht durch Druckertinte bedeckt wird und zweitens wegen der Transferfolie.
  3. Nach dem Ausdrucken wird das gesamte Element auf der Vorderseite mit der Transferfolie bedeckt. Das macht es gerade bei vielen Einzelelementen, wie etwa Buchstaben, deutlich einfacher, alles akkurat an der richtigen Position zu behalten.
  4. Das Ausschneiden muss ebenfalls von hinten und noch viel vorsichtiger erfolgen. Die Klinge darf nur das Vinyl und sein Trägerpapier durchschneiden, nicht jedoch die Transferfolie.

Anschließend wird vorsichtig die überschüssige Vinylfolie abgezogen. Ziel ist, nur die grafischen Elemente auf dem Trägerpapier verbleiben zu lassen.

Dann wird der zu beklebende Untergrund ebenfalls gereinigt. Der Sticker wird ausgerichtet, alles sorgfältig festgedrückt. Hierbei hilft ein Gummirakel, Kunststoffspachtel oder zweckentfremdeter Fugenspachtel. Dann wird die Transferfolie vorsichtig abgezogen.

Tipp: Viele Klebefolien entfalten ihre volle Haftkraft erst unter etwas Wärmeeinwirkung. Ein vorsichtig eingesetzter Haarföhn kann den Prozess merklich beschleunigen.  

Deutlich einfacher ist die Vorgehensweise naturgemäß, wenn die Folie vollflächig bedruckt wird. Dann muss der fertige Sticker nur noch sauber ausgeschnitten werden. Da Druckertinte jedoch nicht sonderlich wetterfest ist, empfiehlt es sich, vor dem Aufkleben zwei dünne Schichten Klarlack aufzubringen. Das hilft nebenbei gegen Ausbleichen der Farben durch UV-Einstrahlung.

Übrigens: Statt Klebe- kann alternativ Aufbügelfolie genutzt werden, um Stoffe zu verzieren.

 

Sinnvolle Ergänzung für die DIY-Werkstatt: Schneideplotter

  • Schneideplotter als DIY Ergänzung
    © Jana / stock.adobe.com | Mittels Schneideplotter lassen sich mehrere Schichten unterschiedlich farbiger Vinylfolien plotten und so zu…
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Die Vorgehensweise mit einem Skalpell ist zwar recht mühsam und zeitaufwendig, aber sehr kostensparend. Wer jedoch bei seinen ersten Versuchen feststellt, deutlich häufiger komplex ausgeschnittene Schablonen und Sticker erstellen zu wollen, der sollte über eine Anschaffung nachdenken:

Sogenannte Schneideplotter arbeiten ähnlich wie ein Drucker oder ein herkömmlicher Plotter. Nur wird in ihnen eine Skalpellklinge computergenau geführt. Geräte für den Hobbybereich bis A4-Format fangen bei etwa 150 bis 200 Franken an. Typischerweise können sie sowohl Klebefolien als auch Papier bearbeiten, sind daher für beide Anwendungen nutzbar.

Allerdings ist es dann nötig, sich in die (meist mitgelieferte) Plotter-Software einzuarbeiten. Sie ist etwas schwieriger zu beherrschen als typische Schreibprogramme, da die Wendepunkte der Klinge markiert werden müssen. Wer jedoch einmal den Dreh heraushat, kann damit Sticker und Lackierschablonen fast wie am Fließband produzieren – und so alles verzieren oder unmissverständlich beschriften.

 

Bildnachweise:

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