Intelligentes Wohnen? – Die Haushaltsautomation
Das gewisse Etwas
Die meisten kennen es nur aus dem Fernsehen: Dienstpersonal, das eifrig jeder Aufgabe im Haushalt nachkommt, während die Hausherren Gelegenheit zur Muße haben. Die Zeiten haben sich geändert, doch der Wunsch, dass sich die Hausarbeit einfach mal selbst erledigt, ist geblieben. Wie wäre es also, wenn die Haushaltsgeräte sich gleich selbst darum kümmern? Der Komfortgewinn, der hierbei als Erwartung im Raum steht, ist die Vision des intelligenten Wohnens.
Intelligentes Wohnen wird heute gerne unter dem Oberbegriff Smart Home zusammengefasst und nicht selten auch exklusiv darunter verstanden. Dass allerdings Smart Home mehr meint als clevere Haushaltsgeräte, haben wir in unserem Artikel Hausautomation gezeigt. Dessen ungeachtet fällt den meisten Menschen unter der Bezeichnung Smart Home zunächst der vernetzte Flachbild-TV oder ein selbsttätiger Kaffee-Vollautomat ein. Das erklärte Ziel der Haushaltsautomation ist aber weniger die automatische Haussteuerung, sondern eher die komfortablere Haushaltsführung. Und dazu gibt es unterschiedliche Ansätze, wie zwei beispiele illustrieren sollen.
Intelligentes Waschen
Ein Schwerpunkt, der mittlerweile zentral für intelligentes Wohnen steht, sind die smarten Waschgeräte. Dazu zählen zum einen natürlich Waschmaschine und Trockner, aber genauso auch die Spülmaschine in der Küche. Teil dieser Vision ist zum einen der automatische Ablauf: Die Waschmaschine ermittelt anhand der Befüllung selbstständig das bestgeeignete Waschprogramm und dosiert anschließend Waschmittel und Weichspüler passend zum Waschgang aus einem geräteeigenen Vorratstank. Der Wäschetrockner überwacht derweil per Sensor, ob die Luftfilter frei sind und wann sie unbedingt gereinigt werden müssen.
Die andere Seite der Vision bilden die Möglichkeiten der Vernetzung. Die Spülmaschine kann sich mit Herd oder Kühlschrank kurzschließen und anhand des zubereiteten Essens schon vorab den optimalen Spülgang ermitteln. Nach dem Befüllen geht der Rest dann automatisch. Währenddessen verrät ein kurzer Blick auf die installierte Smartphone-App, wie weit die Waschmaschine schon vorangeschritten ist. Und der Trockner sendet höflich eine SMS, wenn er seinen Trocknungsvorgang abgeschlossen hat. Die Wäsche ausräumen und zusammenlegen muss der Mensch dann aber doch wieder selbst erledigen.
Intelligentes Kochen
Auch das Kochen soll intelligenter werden. Herzstück dieser Vision ist der smarte Kühlschrank. Per Videoüberwachung prüft das Gerät regelmäßig den Füllstand und aktualisiert selbsttätig die Einkaufsliste auf dem Smartphone, wenn etwas fehlt. Besonders gewagte Vorstellungen sehen sogar vor, dass der Kühlschrank in diesem Fall gleich selbst eine Online-Bestellung durchführt. Hierbei wird man dem Gerät aber schon sehr viel Vertrauen schenken und Zugriff auf die Kreditkarte gewähren müssen. Sind jedenfalls erst einmal Zutaten gefunden, wird das Kochen einem Sensormodul überlassen, dass Zustand und Temperatur der Herdplatten überwacht und dem Kochprogramm gemäß anpasst. Um anschließend die Verdauung zu fördern, brüht der Vollautomat pünktlich um 15:30 Uhr einen kräftigen Espresso.
Während die Vision vom intelligenteren Waschen in vielen Bereichen schon wahr geworden ist, können in der Küche noch viele Konzepte als Zukunftsmusik gelten. Gerade der smarte Kühlschrank bietet Raum für viele verschiedene Ansätze, die u.a. auch vorsehen, dass das Gerät, je nach Füllstand, schon ausgewählte Rezeptideen an das Smartphone des Besitzers sendet. Was sich von den vielen Ideen als brauchbar erweist und was exotisch bleiben wird, muss letztlich die Marktsituation entscheiden.
Der ferngesteuerte Haushalt
Ein Kernelement für intelligentes Wohnen bildet natürlich die Vernetzung. Abgesehen von Status-Informationen der Geräte, die der Nutzer an sein Smartphone erhält, können die vielen Geräte auch untereinander kommunizieren oder Daten mit Internet-Servern austauschen. So wird eine automatische Abstimmung zwischen Waschmaschinenbefüllung und Trocknerprogramm möglich, aber auch zwischen Fernsehverhalten und Filmangeboten. Ein weiterer großer Vorteil liegt in der Fernsteuerung des Haushalts und der Fernbenachrichtigung: Der Backofen lässt sich schon auf dem Heimweg per Smartphone für die Pizza vorheizen, während die Türsprechanlage mitteilt, dass der Besuch bereits da ist und direkt mit den Gästen verbindet. Danach wird schnell der Saugroboter auf Knopfdruck ausgeschickt, damit daheim bei Ankunft alles glänzt.
Ermöglicht wird dieser Grad der Vernetzung vor allem durch die Anbindung der Geräte an das WLAN des Haushalts. Erst mit der Durchsetzung der drahtlosen Übertragung im Alltag konnte sich die Vision der Haushaltsautomation überhaupt einen festen Platz verschaffen. Und da die meisten Haushaltsgeräte über einen eigenen Stromanschluss verfügen, ist auch die Versorgung mit ausreichend Energie für den Sendeempfang kein Problem. Kleinere Küchenhelfer wie Waagen oder Temperaturfühler setzen dagegen vorrangig auf einen Datenaustausch per Bluetooth. Aber auch die Nahfeldkommunikation NFC soll in Zukunft als Standard eine immer wichtigere Rolle spielen.
Nachteile der Haushaltsautomation
Wo Licht, da auch Schatten. Es gibt einige Argumente, die vielen Interessierten zur Zeit noch die Umstellung auf intelligentes Wohnen vermiesen. Dazu zählen zu einem nicht unerheblichen Teil die Kosten. Die meisten Smart Home-Geräte liegen preislich meist bei dem Doppelten, wenn nicht sogar dem Dreifachen eines vergleichbaren Haushaltsgeräts ohne Vernetzung und Komfortfunktionen. Der Zukauf im Rahmen der Haushaltsautomation will also wohl überlegt sein und macht eine persönliche Kosten-Nutzen-Rechnung unverzichtbar. Außerdem setzt die Vernetzung der Geräte voraus, dass es auch ein drahtloses Netz gibt. Haushalte ohne WLAN schauen hier zumeist in die Röhre. Zwar bieten viele Geräte auch eine Kommunikation per LAN-Kabel an. Das wiederum erschwert aber ihre Platzierung.
Was aber die Vision des intelligenten Wohnens am meisten sabotiert, ist der Umstand, dass die Haushaltsgeräte nach wie vor auf Wartungseingriffe durch den Menschen angewiesen sind. Waschmaschine und Trockner müssen geleert, der Filter des Trockners gereinigt werden. Die Spülmaschine räumt sich nicht von selbst aus und auch der Saugroboter ist schnell am Limit seiner Aufnahmekapazität. Letztlich ist es dieser Wartungsaufwand, der die Haushaltsautomation von der Hausautomation trennt. Und er ist es letztlich auch, der das intelligente Wohnen eben doch nur beschränkt zum Ersatz für das wunderbare Dienstpersonal aus dem Fernsehen werden lässt. Ob es einem wirklich so wichtig ist, dass der Wasserkocher schon brüht, wenn man gerade aufgestanden ist, bleibt einem selbst überlassen. Einschenken wird er das Wasser jedenfalls nicht.
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