Die Wärmepumpe: Kosten kalkulieren

Erdwärmeanlage in Betrieb
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Aktualisiert am 14.02.2018
Wer nicht mit elektrischen Radiatoren heizen will, wird nicht daran vorbeikommen, eine Heizungsanlage im Haus zu verbauen. Als Herz dieser Anlage können Wärmepumpen eine ökologisch schonende Alternative zu Öl oder Gas bieten. Doch wie sieht es mit dem Preis aus? Welche Kosten fallen bei der Installation einer Wärmepumpenanlage an? Und welcher finanzielle Aufwand ist zu erwarten, wenn die Wärmepumpe erst einmal ans Netz geht? Wir haben bei der Wärmepumpe Kosten und andere finanzielle Aspekte einmal genauer betrachtet.

Der Kostenfaktor

In den vorausgegangenen Teilen unserer Serie über die Wärmepumpe wurden bereits alle wichtigen Aspekte rund um Technik, Verfahren und Verbrauch dieses Wärmeerzeugers dargestellt. Doch ein wesentlicher Punkt, der bei der Anschaffung eines jeden Heizungsystems immer eine entscheidende Rolle spielt, fehlt noch: der Preis! Dabei ist das gar nicht mal so einfach. Schließlich muss hier zwischen Anschaffungskosten und Betriebskosten unterschieden werden. Doch noch ein anderer Unterschied macht sich deutlich bemerkbar und soll daher am Anfang dieses Überblicks stehen. Preisentscheidend ist nämlich bereits die Ausgangslage vor dem Einbau der Anlage!

Ausrüsten oder umrüsten

  • Wärmepumpe am Neubau
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    © Bundesverband Wärmepumpe | Wird der Einbau eines Wärmepumpensystems gleich zu Beginn des Hausbaus erwogen, lassen sich noch alle…
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Wer gerade erst das neue Haus in Angriff nimmt und die ersten Planungen entwirft, hat noch den Luxus, sich frei für eines der wesentlichen drei Wärmepumpensysteme zu entscheiden: Luftwärme, Erdwärme oder Grundwasserwärme. Alle Systeme lassen sich im Rahmen der Bautätigkeit am besten integrieren und dimensionieren. Zudem können dabei schon erste Einsparungen erreicht werden – sowohl finanziell als auch räumlich. Denn auf einen Heizkeller oder Lagerraum kann bei einer Wärmepumpe getrost verzichtet werden.

Wer dagegen schon fertig gebaut hat oder vielleicht erst später auf Wärmepumpentechnik umrüsten möchte, hat weniger Auswahl. Hier kommt meistens nur noch die Ausstattung mit einer Luftwärmepumpe in Betracht. Der Grund ist einfach: Die anderen Systeme machen umfassende Erdarbeiten erforderlich, die nachträglich nur noch schlecht umzusetzen sind. Wer will schon eine Baugrube im fertigen Garten haben? Bei Erdwärmepumpen mit Flachkollektoren darf die genutzte Bodenfläche zudem nicht verbaut oder verdeckt sein. Warum das so ist, verrät unser Artikel Wärmepumpenarten – Der Wärmepumpen-Vergleich.

Die Investitionskosten

Ein Blick auf die durchschnittlich anfallenden Investitionskosten der verschiedenen Wärmepumpenanlagen lässt zunächst vermuten, dass die Luftwärmepumpe ohnehin die beste Wahl ist, egal zu welchem Zeitpunkt sie eingebaut wird.

Wärmepumpenart

Investitionskosten

Luftwärmepumpe

12.000-16.000 Euro

Erdwärmepumpe (Flachkollektor)

15.000-19.000 Euro

Erdwärmepumpe (Tiefensonde)

19.000-23.000 Euro

Grundwasserwärmepumpe

20.000-25.000 Euro

 

  • Erdwärmeanlage am Haus
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    © Bundesverband Wärmepumpe | Das Verlegen einer Erdwärmeanlage schlägt erst einmal teurer zu Buche als der Einbau eine Luftwärmepumpe.…
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Die aufgeführten Kosten setzen sich jeweils aus dem Preis für die Wärmepumpe selbst, dem Einbau des Systems sowie der Erschließung der Wärmequelle zusammen. Während sich Wärmepumpentechnik durchschnittlich im Kostenbereich um die 8.000-12.000 Euro bewegt, sind die Einbaukosten des Systems lokal nach den anfallenden Handwerkerstunden zu berechnen und geben sich damit höchst unterschiedlich. Ein Betrag zwischen 1.500-3.000 Euro ist allerdings einzukalkulieren. Heimwerker können hier in Eigenregie wenig ausrichten, denn das Verlegen von Kältemittelkreisläufen ist Fachpersonal vorbehalten.

Anteilig den unsichersten Betrag macht der letzte Posten aus. Denn das Verlegen von Flachkollektoren oder Erdsonden bzw. das Ausheben von Brunnenschächten setzt Grabungen oder sogar Erdbohrungen voraus. Die Kosten steigen dabei erheblich mit der Größe der Anlage, die sich wiederum nach dem zu erwartenden Verbrauch richtet. Die Kosten können sich auf 2.000 Euro bei Flachkollektoren mit geringer Fläche beschränken, aber auch auf bis zu 15.000 Euro für Bohrungen, Schachtarbeiten und Brunneninstallation ansteigen und damit die Höhe der Gesamtinvestition geradezu verdoppeln. Zudem sind bei Tiefenbohrungen im Grundwasserbereich behördliche Genehmigungen einzuholen, die noch einmal mit zusätzlichen Gebühren aufwarten. Aus diesem Blickwinkel heraus wird auch klar, warum die Luftwärmepumpe deutlich günstiger ausfällt. Erschließungskosten entfallen hier zum größten Teil, da die meisten Komponenten oberirdisch verlegt werden. Warum die Luftwärmepumpe dennoch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, offenbart ein Blick auf die laufenden Kosten.

Die laufenden Kosten

Natürlich fallen auch bei einer Wärmepumpe jährliche Kosten an, schließlich ist das System auf Strom angewiesen, um zu funktionieren. Doch auch die jährliche Wartung ist in der Preiskalkulation nicht zu unterschlagen. Zwar werden Wärmepumpen immer wieder als wartungsarme Systeme angepriesen, was aus technischer Sicht auch zutrifft. Allerdings behalten sich die Hersteller in der Regel vor, zu Garantiezwecken eine jährliche Inspektion des Systems zu verlangen. Ein Techniker schlägt hier je nach Aufwand und Anreisedauer mit ca. 100-500 Euro zu Buche. Bei privaten Anlagen könnte der Besitzer diesen Service theoretisch auch ausschlagen und auf erweiterte Garantieansprüche verzichten. Bei Anlagen jedoch, die mehr als 3 kg an Kältemittel nutzen, ist eine jährliche Dichtheitsprüfung des Kältemittelkreislaufs zwingend vorgeschrieben.

  • Luftwärmepumpe im Garten
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    © Bundesverband Wärmepumpe | Bei einer Luftwärmepumpe entfallen zwar im Großen und Ganzen die Erschließungskosten der Wärmequelle. Aber…
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Den wichtigsten Posten unter den laufenden Kosten macht natürlich der Stromverbrauch aus. Und hier kehrt sich der Vorteil der Luftwärmepumpen schnell in sein Gegenteil um. Während Erdwärmepumpen und Grundwasserwärmepumpen jeweils mit Wärmequellen arbeiten, die relativ konstanten Temperaturen unterliegen, handelt es sich bei der Luftwärme um ein sehr unstetes Medium, das im Winter auch einmal deutlich in den Minusbereich rutschen kann. Je größer aber der Unterschied zwischen Wärmequellentemperatur und Vorlauftemperatur der Heizung ist, desto ineffizienter arbeitet die Wärmepumpe. Dazu kommt der Verbrauch von Hilfsaggregaten wie Enteisern am Lüftergehäuse oder Heizstäben, die an kalten Wintertagen die Wärmepumpe zusätzlich unterstützen. Wird eine Luftwärmepumpe monovalent betrieben (also ohne alternatives Heizsystem), kann es da bald sehr teuer werden. Üblicherweise werden daher die Stromkosten für eine Luftwärmepumpe auf mindestens 1000 Euro im Jahr angesetzt, während sich die Kosten für Erdwärme und Grundwasserwärme bei ca. 400-500 Euro pro Jahr einpendeln.

Auf die Auslegung achten

Damit einem die laufenden Kosten nicht über den Kopf wachsen, sollten einige wichtige Maßnahmen getroffen werden. So ist darauf zu achten, dass die Rohrleitungen des Systems gut isoliert sind, damit hier nur wenig Wärmeverlust auftritt. Und auch das Haus muss gut gedämmt sein, so dass die Wärme im Haus bleibt und die Aktivzeit der Wärmepumpe reduziert wird. Bei einer Luftwärmepumpe ist darauf zu achten, dass Zuluft und Abluft sich nicht mischen, da sonst die ausgestoßene kalte Luft wieder eingesogen wird („thermischer Kurzschluss“). Es gibt weitere Faktoren, die eine wichtige Rolle spielen und die wir hier noch einmal aufführen wollen:

positive Faktoren

negative Faktoren

möglichst warme Wärmequelle

kühle oder stark schwankende Wärmequelle

geringe Vorlauftemperatur (Niedertemperaturheizungen)

hohe Vorlauftemperatur (konventionelle Heizkörper)

niedriger Strompreis (Wärmepumpentarif)

hohe Stromkosten (Verbrauchertarif)

gute Wärmedämmung im Haus

starker Wärmeverlust im Haus

isolierte Kreislauf-Leitungen

ungedämmte Kreisläufe (Wärmeverlust)

reguliertes Heizverhalten, geringer Heizbedarf pro qm²

hohe Heizlasten pro qm²

 

  • Heizverhalten mit Wärmepumpe
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    © Bundesverband Wärmepumpe | Auch bei Gebrauch einer Wärmepumpe führt kein Weg daran vorbei, das Heizverhalten einer gewissen Disziplin zu…
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Grundsätzlich empfiehlt es sich, beim heimischen Netzbetreiber einen separaten Wärmepumpentarif zu beantragen, damit die Last der Wärmepumpe nicht in den normalen Verbrauchertarif fällt. Solche speziellen Angebote belaufen sich auf durchschnittlich 22 Cent pro kWh Strom, lassen sich aber je nach Anbieter teils mit Niedertarifen, z.B. zu Nachtzeiten, weiter reduzieren. In den meisten Fällen ist zur Nutzung des Wärmepumpentarifs allerdings ein zweiter Zähler zu installieren, da die speziellen Kostenmodelle nur für den Verbrauch durch die Wärmepumpenanlage gewährt werden. Außerdem ist der Nachweis zu erbringen, dass tatsächlich eine Wärmepumpe im Haus betrieben wird. Abseits des Tarifs kann zudem überlegt werden, die Stromkosten durch Nutzung von Eigenstrom weiter zu reduzieren. Wer bereits eine Photovoltaikanlage im Eigenheim betreibt oder dieses zumindest plant, ist hier klar im Vorteil.

Die Übersicht wahren

Es ist gar nicht so einfach, bei einer Wärmepumpe Kosten und Verbrauch im Auge zu behalten. Genau das ist aber Grundvoraussetzung für einen sinnvollen Einsatz der Wärmepumpe. Erdwärmepumpen und Grundwasserwärmepumpen sind zwar in der Anschaffung und Installation deutlich teurer als Luftwärmepumpen. Dafür erlauben sie aber dank konstanter Effizienz eine sehr viel genauere Verbrauchsprognose. Die schwankenden Temperaturen der Außenluft machen hier der Luftwärmepumpe einen Strich durch die Rechnung. Deshalb ist im Einzelfall genauestens zu berechnen, ob sich die höhere Investition am Ende nicht sogar bezahlt machen könnte. Wer allerdings lediglich nachrüsten möchte, wird kaum an der Luftwärmepumpe vorbei kommen. Um einen groben Überblick bzgl. der zu erwartenden Stromkosten zu erhalten, kann folgende Rechnung genutzt werden:

Strompreis in kWh geteilt durch die Jahresarbeitszahl = Kosten pro kWh Wärme

 

  • Erdsondenbohrung im Vorgarten
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    © Bundesverband Wärmepumpe | Zwar lassen sich beim Umstieg auf eine Wärmepumpe auch Erdsonden nachträglich ausrüsten, ohne größere…
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Wie bereits im Artikel Wärmepumpe: Verbrauch und Leistung bewerten gezeigt wurde, ist es bei der Anschaffung der Wärmepumpe also entscheidend, verlässliche Angaben zu ihrer Jahresarbeitszahl (JAZ) zu besitzen. Gleichzeitig muss aber auch berücksichtigt werden, dass vorab veranschlagte Jahresarbeitszahlen nicht mit den eigenen Gegebenheiten (Temperatur der Wärmequelle, etc.) übereinstimmen müssen, so dass es hier zu Verschiebungen kommen kann. Letztlich ist immer ehrlich zu erwägen, ob ein sinnvoller Einsatz der Wärmepumpe in Betracht kommt. Außerdem muss auch hier das Nutzungsverhalten stimmen, damit nicht zum Fenster hinausgeheizt wird. Wer sich dagegen hauptsächlich vor der Investition fürchtet, hat die Möglichkeit, auf staatliche Zuschüsse zurückgreifen. Anstalten wie das deutsche BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) oder das KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bieten Förderungen an, die sich je nach Effizienz des Systems zwischen 1.300 und 10.000 Euro bewegen. Berechnungsgrundlage ist hier wiederum die JAZ der Anlage. Daneben werden teils auch zinsgünstige Darlehen zur Realisierung von Wärmepumpenanlagen gewährt. Als Fazit kann somit gelten, dass es auch bei der Wärmepumpe von entscheidender Bedeutung ist, sich schon vor dem Einbau umfassend über die Möglichkeiten zu informieren, wie sich kostentechnische Nachteile später vermeiden lassen.

Wer nicht mit elektrischen Radiatoren heizen will, wird nicht daran vorbeikommen, eine Heizungsanlage im Haus zu verbauen. Als Herz dieser Anlage können Wärmepumpen eine ökologisch schonende Alternative zu Öl oder Gas bieten. Doch wie sieht es mit dem Preis aus? Welche Kosten fallen bei der Installation einer Wärmepumpenanlage an? Und welcher finanzielle Aufwand ist zu erwarten, wenn die Wärmepumpe erst einmal ans Netz geht? Wir haben bei der Wärmepumpe Kosten und andere finanzielle Aspekte einmal genauer betrachtet.
  • Wärmepumpe am Neubau
    © Bundesverband Wärmepumpe | Wird der Einbau eines Wärmepumpensystems gleich zu Beginn des Hausbaus erwogen, lassen sich noch alle Konstruktionsmöglichkeiten relativ unkompliziert umsetzen. Außerdem fügt sich die Anlage so noch am harmonischsten ins Bild. Eine Nachrüstung setzt hier deutliche Grenzen.
  • Erdwärmeanlage am Haus
    © Bundesverband Wärmepumpe | Das Verlegen einer Erdwärmeanlage schlägt erst einmal teurer zu Buche als der Einbau eine Luftwärmepumpe. Dafür ist allerdings später mit Einsparungen im Verbrauch zu rechnen. Da die Erdwärme auf relativ konstantem Niveau zur Verfügung steht, arbeitet die Anlage deutlich effizienter.
  • Luftwärmepumpe im Garten
    © Bundesverband Wärmepumpe | Bei einer Luftwärmepumpe entfallen zwar im Großen und Ganzen die Erschließungskosten der Wärmequelle. Aber richtig einfügen will sich das Split-Gerät im Garten nicht. Zudem sollte es relativ nahe am Haus stehen, um die Transportwege für die Wärmeübertragung kurz zu halten. So wird auch die Geräuschentwicklung zum Thema.
  • Heizverhalten mit Wärmepumpe
    © Bundesverband Wärmepumpe | Auch bei Gebrauch einer Wärmepumpe führt kein Weg daran vorbei, das Heizverhalten einer gewissen Disziplin zu unterwerfen. Außerdem sind mögliche Wärmeverluste durch eine gute Hausdämmung und isolierte Leitungen zu reduzieren.
  • Erdsondenbohrung im Vorgarten
    © Bundesverband Wärmepumpe | Zwar lassen sich beim Umstieg auf eine Wärmepumpe auch Erdsonden nachträglich ausrüsten, ohne größere Verwüstungen anzurichten. Aber die Kosten wären vergleichsweise hoch. Ob sich das zu Laufzeiten noch rentiert, muss genauestens ausgerechnet werden.
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