Barrierefreies Badezimmer planen
Badezimmer barrierefrei bauen
Welche Gestalt ein barrierefreies Badezimmer annehmen sollte, ist in Österreich in der ÖNORM B 1600:2011 festgehalten und in Deutschland durch die DIN 18040 bestimmt. Letztere teilt sich dabei mit der DIN 18040-1 in die öffentlichen und mit der DIN 18040-2 in die privaten Bestimmungen. Unterschiede zwischen diesen beiden Bereichen betreffen Fragen der allgemeinen Benutzbarkeit. So muss ein öffentliches WC so eingerichtet sein, dass zu beiden Seiten der Toilette ein Manövrier- und Assistenzbereich von 90 cm Breite zur Verfügung steht. Privat reicht es dagegen aus, wenn nur auf einer der beiden Seiten die 90 cm frei bleiben.
Der Grund liegt darin, dass öffentliche Wasch- und WC-Räume nach Möglichkeit jedem vorstellbaren Benutzer entsprechen sollen, während private Räumlichkeiten auf die konkreten Bedürfnisse eines bestimmten Nutzers zugeschnitten werden. Daher muss auf öffentlichen WCs das Überwechseln von einem Rollstuhl auf die Toilette von beiden Seiten ermöglicht werden. Zuhause dagegen fällt die Wahl auf die vom Nutzer bevorzugte Seite.
Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Vorgaben noch zu beachten sind, wenn man ein barrierefreies Badezimmer planen möchte. Deshalb haben wir die gängigsten Werte, Maße und Empfehlungen an dieser Stelle einmal übersichtlich zusammengestellt.
Allgemeiner Zuschnitt
Der allgemeine Zuschnitt eines barrierefreien Badezimmers orientiert sich im Grunde immer an den gleichen Vorgaben: Der Zugang muss nach außen öffnen, damit die Tür auch im Notfall nicht blockiert. Vor jeder sanitären Einrichtung ist ein Freiraum von 150 x 150 cm einzuplanen. Diese Flächen dürfen sich jedoch überschneiden. Accessoires und Monturen wie Duschhebel, Seifenspender oder Handtuchhalter sollten sich auf einer bequem greifbaren Höhe um die 80-90 cm befinden.
Objektvorgabe |
Österreich |
Deutschland |
---|---|---|
Breite Badezimmertür |
80 cm |
90 cm |
Transferbereich |
150 x 150 cm |
|
Höhe Accessoires |
80-100 cm |
85-105 cm |
Maße Wickeltisch, klappbar |
70 x 70 cm |
--- |
Barrierefreies WC
Ein barrierefreies WC ist die wohl anspruchvollste Ausstattung im barrierefreien Badezimmer. Die WC-Schüssel sollte mit der Oberkante 46-48 cm über dem Boden montiert sein und für die leichtere Benutzung Überlänge besitzen. Zu jeder Seite befinden sich horizontale (Klapp-)Haltegriffe, die 15 cm über das WC hinausragen und an denen Toilettenpapierhalter sowie eine Fernspülung angebracht sein können. Neben der Toilette muss sich ein freier Raum von 90 cm Breite befinden.
Objektvorgabe |
Österreich |
Deutschland |
---|---|---|
Höhe OK WC-Sitz |
46-48 cm |
|
Länge WC-Sitz |
65 cm |
70 cm |
Assistenzbereich WC |
90 cm |
|
Höhe WC Stützgriffe |
75 cm |
Höhe WC + 28 cm |
Länge WC Stützgriffe |
WC-Länge + 15 cm |
|
Lichte Breite WC-Stützgriffe |
70 cm |
65-70 cm |
Position WC-Spülung |
seitlich, Höhe 85 cm |
Barrierefreier Waschtisch
Das Waschbecken wird am besten als Teil eines barrierefreien Waschtisches arrangiert. In separaten WCs ohne Waschgelegenheit reicht allerdings ein einfaches Becken. Handelt es sich um ein Familienbad, sollte der Waschtisch zwei Becken aufweisen. Die Höhe des Tisches beträgt 80-85 cm. Er muss für Rollstuhlfahrer bequem unterfahrbar sein, so dass der Oberkörper bis an die Kante reichen kann. Der Spiegel schließt sich unten direkt an den Tisch an und sollte lang genug sein, um jederzeit einen bequemen Blickwinkel zu garantieren.
Objektvorgabe |
Österreich |
Deutschland |
---|---|---|
Höhe OK Waschtisch |
80-85 cm |
max. 80 cm |
unterfahrbare Breite |
100 cm |
90 cm |
unterfahrbare Tiefe |
mind. 45 cm |
mind. 55 cm |
Höhe Spiegel |
<95 cm - >180 cm |
100 cm ab OK Waschtisch |
Barrierefreie Dusche
In der Regel wird eine barrierefreie Dusche einer Badewanne vorgezogen, da erstere leichter zu betreten ist und während des Duschens ein unkomplizierteres Assistieren durch eine Begleitperson erlaubt. Für Rollstuhlfahrer muss die Duschfläche 150 x 150 cm betragen. Außerdem sollte die Dusche über einen Klappduschsitz verfügen, der 45 cm tief ist. Die verstärkte Duschstange dient üblicherweise auch als Haltegriff. Weitere, waagerechte Griffe finden sich neben den Armaturen auf einer bequemen Höhe von 80-85 cm.
Objektvorgabe |
Österreich |
Deutschland |
---|---|---|
Duschplatz barrierefrei |
mind. 90 x 90 cm |
120 x 120 cm |
Duschplatz Rollstuhl |
150 x 150 cm |
150 x 150 cm |
Höhe Duschsitz |
46-48 cm |
46-48 cm |
Fläche Duschsitz |
45 x 45 cm |
45 x 45 cm |
Länge Haltestange, senkrecht |
150 cm |
--- |
Höhe Haltegriffe, horizontal |
80-85 cm |
85 cm |
Fazit
Wie sich gezeigt hat, ähneln sich die Vorgaben für ein barrierefreies Badezimmer trotz Unterschieden im Detail auf eine Weise, dass sich durchaus eine allgemeingültige Formel finden ließe. Allerdings ist dieser Punkt nicht so entscheidend. Denn im Gegensatz zum öffentlichen Raum, wo auf Standardwerte zurückgegeriffen werden muss, um möglichst vielen Menschen zu entsprechen, ist bei privaten Baumaßnahmen individuelle Auslegung möglich. Die wichtigste Regel lautet hier: Das Bad muss zu den Nutzern passen!
Soll das barrierefreie Badezimmer also "nur" familienfreundlich sein oder der eingeschränkten Mobilität einer bestimmten Person entgegen kommen? Wie das Badezimmer konkret ausgestaltet werden kann, beschreibt unser Artikel Barrierefreies Bad einrichten. Sind die grundsätzlichen Vorgaben der Normen einmal bekannt, bieten sie zuverlässige Richtwerte, um das Badezimmer in seinen Maßen gleich viel leichter auf die individuellen Erfordernisse zuzuschneiden. Und das ist doch schon ein guter Anfang!
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