Schlauchwaage richtig anwenden
Die Schlauchwaage
Natürlich hatten die Römer noch keine Schlauchwaage als solche zur Verfügung. Aber sie kannten das Prinzip, auf dem diese basiert, und machten es sich zunutze. Auf diese Weise entstanden eindrucksvolle, bis heute bestehende Gebäude, wie etwa die Aquädukte oder das berühmte Kolosseum in Rom. Nun aber zur Schlauchwaage bzw. Schlauchwasserwaage, wie sie fälschlicherweise auch genannt wird.
Die Schlauchwaage funktioniert nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhrchen. Sind zwei Röhrchen mit einem wasser- bzw. flüssigkeitsgefüllten Schlauch verbunden, kommunizieren sie auf eine ganz einfache Weise. Aufgrund des hydrostatischen Drucks ist nämlich der Wasserspiegel in beiden Röhrchen immer der gleiche. Ganz egal, wie eben oder uneben der Boden dazwischen verläuft: Der Wasserspiegel bleibt gleich. Am besten veranschaulicht wird das natürlich durch ein konkretes Beispiel.
Schlauchwaage vorbereiten
Bevor die Schlauchwaage eingesetzt werden kann, muss diese allerdings noch zusammengebaut werden. Dafür braucht es im Grunde nicht viel mehr als die Schlauchwaage und einen Gartenschlauch. Die Schlauchwaage selbst besteht dabei lediglich aus zwei mit einer Skala bedruckten Röhrchen.
Vorbereitend werden die Röhrchen mit dem Gartenschlauch verbunden. Dazu werden sie ganz einfach auf den Gartenschlauch aufgesteckt und mit Schlauchklemmen fixiert. Danach kommt der wichtigste Teil: das Befüllen des Gartenschlauches! Ist der Schlauch relativ kurz, wird das mir einer Gießkanne und einem Trichter gelingen. Ist der Schlauch hingegen recht lang, sollte er mit Druck an der Wasserleitung befüllt werden. Wichtig ist, dass der Schlauch absolut luftblasenfrei befüllt wird. Es wird also so lange Wasser eingefüllt, bis sich keine Luft mehr im Schlauch befindet. Danach werden die Kappen der Schlauchwaage verschlossen.
Das Prinzip bzw. die Funktion der Schlauchwaage
Auch wenn der Umgang mit der Schlauchwaage im Grunde sehr einfach ist, wäre es ratsam, sich vor der ersten Anwendung mit deren Funktion vertraut zumacht. Dazu werden die Röhrchen zunächst nebeneinander gehalten und die Abdeckkappen beider Röhren geöffnet. Auch wenn der Wasserspiegel anfangs nicht auf selbem Niveau liegt, wird sich bald ein Gleichgewicht einstellen. Das Resultat ist, dass beide Wasserspiegel auf einer waagerechten Ebene liegen.
So weit, so gut! Wird nun eine Röhre in der Position verändert – hier z.B. wird das rechte Röhrchen ein paar Zentimeter gehoben – ist der Wasserspiegel anfangs um diese Differenz ungleich. Es dauert aber nicht lange, dann sinkt der Wasserspiegel im rechten Röhrchen, wogegen er im linken steigt. Wieder befindet sich der Wasserspiegel auf einer Ebene!
Hinweis: Je nach Länge des Schlauches ist das System entsprechend träge. Wird ein sehr langer Schlauch verwendet, dauert es eine gewisse Zeit, bis sich die beiden Wasserspiegel angleichen. Ist der Schlauch hingegen kurz, geht es sehr schnell.
In der Praxis läuft die Messung dann wie folgt ab:
- Eine Röhre wird fixiert bzw. an einer Position angehalten.
- Die zweite Röhre der Schlauchwaage wird in seiner Position solange nach oben bzw. unten geschoben, bis der Wasserspiegel des ersten Röhrchens auf der gewünschten Höhe liegt.
- Dann kann der Wasserstand des zweiten Röhrchens auf das einzumessende Objekt übertragen werden.
Hinweis: Ist ein Röhrchen durch die Kappe verschlossen bzw. wird es mit den Fingern verdeckt, wird sich kein Gleichgewicht einstellen. Auf diese Weise kann ein Überlaufen recht schnell verhindert werden, sollte der anfängliche Niveau-Unterschied zu groß sein.
Schlauchwaage anwenden: Beispiel 1
Nun das ganze Prozedere anhand eines echten Beispiels: Das erste Röhrchen der Schlauchwaage wird an einen bereits eingemessenen Punkt bzw. einen Fixpunkt herangeführt und fest angehalten. Die Kappe wird geöffnet (Bild 1). Das zweite Röhrchen wird dann an die einzumessende Position gebracht und dessen Kappe ebenfalls geöffnet. Zu erkennen ist, dass der Wasserstand am ersten Röhrchen um gut zwei Zentimeter sinkt (Bild 2).
Das bedeutet, dass das zweite Röhrchen um zwei Zentimeter zu tief sitzt. Deswegen muss es nach oben geschoben werden. Gesagt, getan!
Aber dann das! Das war wohl etwas zu hoch (Bild 1). Denn nun ist der Wasserstand im Röhrchen 1 um gut 4 Zentimeter zu hoch. Also muss das Röhrchen an Position 2 wieder runter.
In der Praxis ist es aber ganz einfach zu merken: Ist der Wasserstand auf der Fixposition zu hoch, muss Röhre zwei der Schlauchwaage nach unten. Ist der Wasserstand zu tief, muss das Röhrchen 2 nach oben! Also: Angesagt wird immer vom Ort des Fixpunktes, bis der Wasserstand mit der Referenzlinie übereinstimmt (Bild 2).
Dann ist es auch schon bald geschafft, und der Wasserstand des zweiten Röhrchens kann auf das einzumessende Objekt übertragen werden (Bild 3). Und nicht vergessen, nach dem Messvorgang die Stopfen aufzusetzen, damit kein Wasser ausläuft!
Schlauchwaage anwenden: Beispiel 2
Bei diesem Beispiel ist in Bild 1 der Fixpunkt abgebildet. Der Wasserstand ist also zu niedrig, und Röhrchen 2 der Schlauchwasserwaage muss angehoben werden. Gut 4,5 Zentimeter sind es diesmal. Also wird das zweite Röhrchen (Bild 2) entsprechend angehoben.
Sogleich beginnt der Wasserstand in Röhrchen 1 zu steigen (Bild 3). Und schon ist auch hier der Wasserstand mit der Referenzlinie deckungsgleich. Perfekt!
Zusammenfassung
Die Anwendung der Schlauchwaage ist in der Praxis viel einfacher als erwartet. Einem einheitlichen Niveau auf der Baustelle steht also nichts mehr im Wege!
Und dabei ist egal, ob ein Gartenzaun oder eine Mauer eingemessen werden soll. Die Schlauchwaage funktioniert zudem hervoragend im Innenbereich, wenn z.B. Bilder in einem Raum auf selber Höhe liegen sollen. Denn hängen die Bilder an unterschiedlichen Wänden oder sind einige Meter voneinander entfernt, ist das mit anderen Mitteln gar nicht so einfach auszumessen.
Heimwerker können sich ihr Werkzeug nicht immer aussuchen. So behelfen sie sich oftmals mit einfachsten Hilfsmitteln, um ihr Projekt erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Das muss aber gar nicht schlecht sein! Denn es gibt zahlreiche Werkzeuge, die auf einfachste physikalische Prinzipien zurückgreifen und so auch ohne komplexe Technologie zuverlässig ihren Dienst verrichten. Ein solches Hilfsmittel ist die Schlauchwaage.
Im folgenden Video stellen wir nicht nur die simple Arbeitsweise eines der ältesten Messwerkzeuge der Welt vor, sondern zeigen zudem im Detail, wie sich die Schlauchwaage richtig anwenden lässt. Denn für ordentliches Einmessen braucht es nicht unbedingt den teuren Laser. Also zuschauen, lernen und viel Geld sparen!
Kommentare
Super erklärt!
Danke!
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