Regenwassernutzung: Regenwasser sammeln und einsetzen
Kostenloses Nutzwasser
Stellt man sich der Herausforderung, wie sich im Haushalt kostbares Trinkwasser einsparen lässt, dann steht oftmals die finanzielle Frage im Vordergrund. Doch wo mit dem Sparen anfangen? Während wir mit 5 Litern pro Kopf nur einen Bruchteil des täglich verwendeten Wassers – pro Person immerhin durchschnittlich 121 Liter – wirklich trinken, spülen wir einen Gutteil des Rests buchstäblich das Klo herunter. Und auch Waschmaschine und Garten drehen kräftig am Wasserzähler.
Abseits des Finanziellen ist aber auch der Umwelt kein Gefallen damit getan, gutes Trinkwasser wahllos zu jedem Zweck zu verwenden. Nicht nur, dass es heutzutage fast schon skandalös anmutet, das dreckige Auto mit frischem Trinkwasser abzuspülen. Für Pflanzen ist Trinkwasser auch gar nicht so empfehlenswert. Denn die Vegetation im Garten leidet unter dem dauerhaften Einsatz von regional teils sehr hartem Wasser aus der Leitung.
Glücklicherweise steht uns in gemäßigten Breiten eine gute Alternative zur Verfügung. Denn hier lässt sich problemlos auch Regenwasser sammeln und einsetzen. Regenwasser hat den unbestreitbaren Vorteil, dass es kostenlos vom Himmel fällt. Im Gegensatz zu Trinkwasser treten bei seiner Verwendung also keine zusätzlichen Gebühren auf. Speziell in Deutschland gilt sogar das Gegenteil: Wird Regenwasser aufgefangen, gespeichert und damit nicht an die Kanalisation weitergeleitet, kann das dazu beitragen, die Abwassergebühren anteilig zu senken.
Trinkwasserverwendung pro Kopf im Haushalt 2014
Verwendungsart |
anteiliger Verbrauch von 121 l |
entspricht pro Person und Tag |
Baden/ Duschen/ Körperpflege |
36% |
44 l |
Toilettenspülung |
27% |
33 l |
Wäsche waschen |
12% |
15 l |
Kleingewerbeanteil |
9% |
11 l |
Raumreinigung/ Autopflege/ Garten |
6% |
7 l |
Geschirrspülen |
6% |
7 l |
Essen/ Trinken |
4% |
5 l |
Quelle: BDEW-Wasserstatistik
Regenwassernutzung im Garten
Die einfachste Nutzbarmachung von Regenwasser ist das Sammeln und Aufbewahren in Fässern, Containern oder auch Zisternen, wo es sich später bedarfsgebunden abschöpfen lässt. Tatsächlich gehörte die Einrichtung von Zisternen zur Gewinnung von Nutzwasser schon in der Antike zu den Gepflogenheiten des alltäglichen Lebens. In der modernen Zeit ist die Bedeutung dieser Technik aufgrund der breitflächig und zu jeder Zeit gegebenen Verfügbarkeit von Trinkwasser aus der Leitung stark gesunken. Dabei wäre es auch heute noch sinnvoll und ausreichend, etwa zum Wäschewaschen oder für die Toilettenspülung auf anderes Wasser als Trinkwasser zurückzugreifen.
Im Garten dagegen feiert die Regenwassernutzung schon seit längerem ihre Renaissance. Es gibt kaum noch eine Grünfläche, die nicht irgendwo von einem Regenfass geziert wird. Und das hat, wie oben bereits angedeutet, nicht nur finanzielle Gründe. Denn Regenwasser ist von Natur aus extrem kalkarm und somit für die meisten Pflanzen bedeutend verträglicher als das oftmals harte Wasser aus der Leitung. Wer im Garten Regenwasser sammeln kann und dieses in den Beeten einsetzt, belohnt sich damit also gleich doppelt. Und die Blumen freuen sich!
Bei der Aufstellung von Regentonnen ist aber einiges zu beachten. So sollte der Untergrund stehts wasserdurchlässig sein, damit ein überlaufendes Fass keinen Ärger verursacht. Eine Rasenfläche ist hier dem Pflaster stets vorzuziehen, sofern die Auslegung der Dachrinne das erlaubt. Das Fass selber muss lichtundurchlässig sein und an einem schattigen Ort aufgestellt werden. Auf diese Weise wird eine übermäßige Keimbildung im Wasser vermieden. Dennoch sollte das Wasser regelmäßig verbraucht werden, was im sommerlichen Garten aber kein Problem darstellt. Ein Deckel schließlich verhindert, dass Kinder am Regenfass herumspielen oder dass lästige Insekten in dem Fass nisten.
Der Regenwasserspeicher
Während das Regenfass eine kompakte und günstige Möglichkeit darstellt, um im Garten Regenwasser sammeln zu können, werden seine Kapazitäten für eine Nutzung im Haushalt kaum ausreichen. Hier ist der moderne Nachfolger der Zisterne gefragt: eine Regenwassersammelanlage bzw. -nutzungsanlage. Diese besteht aus einem Wassertank – dem Regenwasserspeicher – von durchschnittlich 4000-8000 Litern Größe (je nach Haushalt), einem Regenwasser-Filter und einer Wasserpumpe.
Der Tank wird meist unterirdisch verbaut, um eine kühle und dunkle Lagerung des gesammelten Wassers zu garantieren. Doch auch eine Aufstellung im Keller ist denkbar. Das Wasser wird wie beim Regenfass über die Regenrinne zugeführt wird. Dabei durchläuft das Wasser die Filteranlage, wo es von groben Verunreinigungen befreit und somit für die Nutzung aufbereitet wird. Kleinere Schwebstoffe setzen sich im späteren Verlauf in einer Sedimentschicht im Tank ab. Die Regenwassernutzungsanlage funktioniert also prinzipiell wie ein Klärbecken.
Regenwassernutzung im Haushalt
Theoretisch stellt es also kein Problem dar, Regenwasser sozusagen in Haushaltsmengen zu sammeln. Doch für welche Einsatzzwecke ist es konkret geeignet? Eine naheliegende Verwendungsart stellt die Nutzung des Regenwassers zur Speisung der Toilettenspülung dar. Denn hier ist die Verwendung von Trinkwasser ganz offensichtlich am wenigsten erforderlich. Die Sache hat allerdings einen Haken: Täglich benötigen wir im Durchschnitt ca. 33 Liter Wasser pro Person allein für die Toilette. Das Regenwasser-Reservoir muss je nach Größe des Haushalts auf eine solche Kapazität ausgelegt sein. Außerdem muss der Niederschlag in der jeweiligen Region zuverlässig hoch ausfallen, damit sich in ausreichenden Mengen Regenwasser sammeln lässt.
Die alleinige Verwendung von Regenwasser für die Toilettenspülung kann sich daher gelegentlich als schwierig erweisen. Noch eher wird eine exklusive Regenwassernutzung für den Betrieb der Waschmaschine infrage kommen. Bedenken gegenüber der Reinheit des Wassers und die Angst, dass sich Keime in der Wäsche absetzen könnten, sind laut Experten bei einer angemessenen Lagerung des Wassers unbegründet. Vielmehr besteht sogar der Vorteil, dass das kalkarme Regenwasser weniger Waschmittel zur Reinigung erforderlich macht, wodurch wiederum weniger Tenside im Abwasser landen. Wer in Sachen Keimen trotzdem sicher gehen will, kann seine Wäsche auf 60° waschen. Energiesparer dagegen vertrauen darauf, dass eventuelle Keime spätestens mit dem Trocknen der Wäsche absterben.
Hindernisse bei der Nutzung von Regenwasser
Der Grund, warum sich Regenwassernutzungsanlagen trotz ihrer Vorteile nur langsam durchsetzen, ist vor allem in der Furcht vor dem Installationsaufwand zu suchen sowie in den vergleichsweise hohen Kosten. Die Aufstellung, Inbetriebnahme und Wartung eines Wasserspeichers ist mit erheblichen Investitionen verbunden. Zudem muss bei der Brauchwassernutzung im Haus ein zweiter Wasserkreislauf installiert werden. Denn Betriebswasser wie Regenwasser und sauberes Trinkwasser dürfen keinesfalls in der Leitung miteinander vermischt werden! Wasserhähne, die Nutzwasser führen, sind zudem mit dem Schild "Kein Trinkwasser" zu kennzeichnen.
Interessanterweise hat auch die reduzierte Nutzung des Trinkwassers theoretisch einen erheblichen Nachteil: Das Wasser steht länger in den Leitungen, wärmt sich dort auf und fördert somit die Keimbildung. Diese Gefahr bestünde allerdings nur dann, wenn allenfalls einmal in der Woche geduscht und auf sonstige Körperpflege verzichtet wird. Ansonsten ist ein angemessener Durchlauf nach wie vor gegeben. Denn auch für den Geschirrspüler, zum Kochen und nicht zuletzt zum Trinken benötigen wir auch in Zukunft reines Trinkwasser. Wer hier trotzdem skeptisch bleibt, sollte angesicht zunehmender Trockenperioden aber zumindest über einen Regenwasserspeicher für den Garten nachdenken.
Fazit
Wer Regenwasser sammeln will, wird aktuell vor allem an eine Nutzung im Garten denken. Denn mit einem klassischen Regenfass lässt sich dem Wasserbedarf hier inzwischen kaum noch nachkommen. Wenn Regenwasser zudem auch im Haushalt zum Einsatz kommen soll, führt kaum ein Weg an einem großen Regenwassertank herum. Sparnaturen werden hier allerdings über ihren Schatten springen müssen – allein ein geeigneter Erdtank mit wenigstens 3000 Litern kostet zwischen 1500 und 1800 Euro. Reduzieren ließe sich der finanzielle Aufwand, indem man etwa beim Einbau selber Hand anlegt. Unsere Serie Regenwassertank einbauen erklärt, was zu tun ist.
Doch auch wer bereit ist, zur Schonung der Natur jeden Preis zu zahlen, sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, den Speicher immer voll zu halten – vor allem in trockenen Sommern! Bei intensiver Wassernutzung im Haushalt kann Regenwasser allein also nicht die Lösung sein. Wird ohnehin ein Betriebswasser-Kreislauf im Haus verlegt, sollte unbedingt auch die Verwendung von und Kombination mit aufbereitetem Waschwasser, sogenanntem Grauwasser, überlegt werden. Doch dazu mehr in unserem Artikel Grauwasser-Nutzung im Haushalt.
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