Hochwasserschutz-Systeme im Überblick
Sandsäcke
Sandsäcke sind schon seit jeher eines der effektivsten Hilfmittel im Kampf gegen Hochwasser und Überschwemmungen. Neben dem traditionellen Jutesack gibt es heute aber auch Sandsäcke aus Kunststoff (Polypropylen PP oder Polyacryl PAC). Letztere sind zwar um einiges rutschiger als ihre Verwandten aus Naturfaser, eignen sich allerdings wesentlich besser für die Langzeitlagerung. So können sie selbst Jahre in gefülltem Zustand UV-geschützt aufbewahrt werden.
Zur Befüllung ist zu sagen, dass Sandsäcke grundsätzlich nur zu 2/3 befüllt werden, denn nur so bleiben sie formflexibel. Sandsäcke haben meist eine Größe von 30 x 60 cm und wiegen im gefüllten Zustand zwischen 12 und 15 kg. Ihr Einsatzgebiet reicht von der Deichverteidigung bis zum Schutz von Gebäuden. So kann Wasser umgeleitet werden, aber auch Eingangsbereiche und Garagen werden abgedichtet.
Nachfolgende Tabelle zeigt die Stärken und Schwächen heute erhältlicher Sandsäcke:
Jutesack | PP-Sack | PAC | |
---|---|---|---|
rutschfest | ja | bedingt | bedingt |
gefüllt lagerbar | nein | ja | ja |
UV-stabil | nein | bedingt (3Jahre) | ja (30 Jahre) |
verwittert | ja | nein | nein |
Preis (nicht gefüllt) | ~ 1 EUR | ~ 1 EUR | 3,50 EUR |
Preis (gefüllt) | ~ 1,6 EUR | ~ 1,6 EUR | 5,0 EUR |
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sandsäcke im Falle von Hochwasser sehr effektiv und kostengünstig eingesetzt werden können. Sie erfordern aber entweder eine entsprechende Vorbereitungszeit oder alternativ ausreichend Lagerfläche. Denn die Säcke müssen entweder vor Ort befüllt oder bereits gefüllte Säcke eingelagert werden.
Wasser gefüllte Systeme
Steht bei drohendem Hochwasser meist gegüngend Zeit für die Vorbereitung zur Verfügung, muss es bei schweren Unwettern und Platzregen mit lokalen Überflutungen schneller gehen. Denn die Zeit, um Sand zu beschaffen und um Säcke zu befüllen, ist in diesen Fällen nicht gegeben. Aber auch hierfür existiert eine Lösung: Denn analog zur Bekämpfung von Feuer mit Feuer, kann auch Wasser mit Wasser bekämpft werden.
So machen sich wassergefüllte Hochwasserschutz-Systeme das Eigengewicht des Wassers zunutze, um effektive Wassersperren zu bilden. Die Systeme werden entweder vorbereitend mit Wasser befüllt oder füllen sich bei Überschwemmung selbständig auf. Der Aufbau gerade im kommunalen Bereich und über große Strecken hinweg ist mit diesen Systemen schnell und unkompliziert möglich. Floodstop, Beaver und das Floodtube-Hochwasserschutz-System sind Systeme, die in diesen Bereichen erfolgreich eingesetzt werden.
Aber auch für kleinräumige Überschwemmungen, wie etwa beim Absperren von Löschwasser, und für den privaten Gebrauch gibt es mit Wasser gefüllte Hochwasserschutz-Systeme. So erfüllen Wasserschutzkissen dieselben Funktionen wie ein Sandsack, können darüber hinaus aber noch weitere Aufgaben übernehmen. Bei Kontakt mit Wasser quellen die Kissen auf, ohne das Wasser wieder abzugeben. Durch das Gewicht entsteht eine Abdichtung nach unten. Doch auch die Entsorgung ausgelaufenen Wassers nach einem Rohrbruch wird so zum Kinderspiel. Bedingt durch die leichte Lagerbarkeit, die ständige Verfügbarkeit und der Einfachheit in der Verwendung sind Wasserschutzkissen speziell bei Platzregen und kurzfristigen Überschwemmungen, aber auch Rohrbrüchen allen anderen Systemen überlegen.
Anmerkung: Wasserschutzkissen haben wir sogar selbst getestet. Der Artikel Mobiler Hochwasserschutz fürs Haus zeigt, wie einfach Wasserschutzkissen eingesetzt werden können und was sie leisten.
Dammbalken
In von Überschwemmungen geplagten Regionen sind die oben genannten mobilen Hochwasserschutz-Systeme nur bedingt einsetzbar. Denn sind regeläßige Überflutungen und Hochwasser zu befürchten, macht es vermutlich mehr Sinn, sich nach einer dauerhaften, speziell baulichen Lösung umzusehen.
Daher sind hier Dammbalken eine der naheliegendsten Lösungen. Diese Montageschienen werden entweder in Betonfundamente eingebaut oder mit bestehenden Mauern verschraubt. Im privaten Bereich werden die Dammbalken meist in fest am Gebäude angebrachten Schienen eingeschoben und sichern so Türen und Tore sehr effektiv gegen Hochwasser. Die Abdichtung an den Seiten und nach unten hin erfolgt mittels Lamellen- bzw. Sohlendichtungen. Die Dammbalken selbst sind meist aus Aluminium gefertigt und somit leicht zu montieren.
Die Investition ist zwar nicht allzu günstig, dafür aber kann das Eigenheim sehr schnell und effektiv gegen eine drohende Überschwemmung geschützt werden. Auch die Aufräumarbeiten beschränken sich lediglich auf den Abbau der Dammbalken. Die Entsorgung verbrauchter Sandsäcke entfällt. Eine sichtbare bauliche Veränderung muss zumeist aber in Kauf genommen werden.
Plattensysteme
Ähnlich wie die Dammbalken können auch Plattensysteme effektiv gegen Hochwasser eingesetzt werden. Die Verriegelung wird dabei nicht durch Einschieben in Streben erreicht, sondern entweder durch eine mechanische Verriegelung oder durch Magnete. Wie schon bei den Dammbalken kommen auch die Plattensysteme nicht ohne bauliche Maßnahmen davon.
Der Clou bei der Verriegelung mit Magneten ist, dass die wasserdichten Platten nicht durch Schienen, sondern ganz einfach durch Magnete an Ort und Stelle halten. Durch dieses Prinzip lassen sich auch bewegliche Türen realisieren. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Mit Plattensystemen lassen sich generell alle Problemzonen wie Fenster, Türen, Gartentore, Garageneinfahrten und Tankräume ohne Probleme gegen Hochwasser absichern.
Aber auch dieses Hochwasserschutz-System ist mit einer Investition für die Anschaffung und den Einbau verbunden. Dafür ist dieses System aber extrem schnell einsatzbereit. So gestalten sich die Aufbau- und Aufräumarbeiten meist sogar noch einfacher als bei Dammbalkensystemen.
Hochwasserschutz-Fenster und -Türen
Ist die Gefahr von Hochwasser bereits vor dem Bau bzw. bei der Renovierung bekannt, lohnt die Anschaffung sogenannter Hochwasserschutz-Fenster und -Türen. Denn diese machen nicht nur alle von außen angebrachten Shots und Fenstervorsätze obsolet, sondern sind auf Dauer wasserdicht. Die Dichtheit reicht dabei von 80 cm bis 2 m über Sims. Dies macht sich natürlich im Preis bemerkbar. Dennoch handelt es sich um die vermutlich bequemste Lösung. Noch immer das Beste ist aber, das Wasser gar nicht soweit vordringen zu lassen, als dass es ins Haus gelangen könnte.
Alternativ zu den Hochwasserfenstern gibt es soganannte Fenstervorsätze. Dabei handelt es sich meist um 20 mm dicke Acrylglasscheiben, die mittels Silikon von außen an das Fenster angebracht werden. Gerade bei Kellerfenstern in Schächten kann dies eine befriedigende Lösung sein, die den Keller bei Überflutungen schützt. Bei bewohnten Kellern ist das zugegebenermaßen kein so schöner Anblick. Aber das ist immer noch besser als ein überfluteter Keller!
Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass heute eine Menge verschiedener Hochwasserschutz-Systeme existieren. Die beste Lösung gibt es dabei allerdings nicht, da der Hochwasserschutz immer auf das Objekt abgestimmt sein muss. So sind bauliche Maßnahmen an Fenstern und Türen bei wiederkehrenden Überschwemmungen mit Sicherheit eine der besseren Optionen. Noch besser wäre allerdings, das Wasser gar nicht so nah ans Eigenheim herankommen zu lassen und Gartentor bzw. die Einfahrt abzusichern.
Bei lokalen Überschwemmungen bzw. Problemen mit Tiefgaragen kann eine Drainage bzw. Umleitung des Wassers mit Sandsäcken und Wasserschutzsperren die beste Option sein. Um den Überblick zu wahren, sind nachfolgend nochmal alle wichtigen Merkmale zu den derzeit verfügbaren Hochwasserschutz-Systemen übersichtlich zusammengefasst.
Sandsäcke | Wassergefüllte Systeme |
Dammbalken | Plattensysteme | Hochwasserschutz Fenster & Türen |
|
---|---|---|---|---|---|
Vorbereitungszeit | Lang | Kurz | Kurz | Kurz | Keine |
Nachbereitung | Lang | Mittel | Kurz | Kurz | Keine |
Mobil | Ja | Ja | Nein | Nein | Nein |
Sichtbar | Nein | Nein | Ja | Ja | Teilweise |
Selbstmontage | Ja | Ja | Teilweise | Teilweise | Nein |
Anschaffung | Gering | Mäßig | Gehoben | Gehoben | Gehoben |
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