Kräuter und Gemüse vorziehen - Reiche Ernte mit selbst aufgezogenen Pflanzen
Reiche Ernte mit selbst aufgezogenen Pflanzen
Bei Gartenfreunden ist das Selbermachen keine Modeerscheinung, sondern schon lange Trend. Dabei stellt das Heranziehen von eigenen Tomaten, Gurken oder Küchenkräutern bei Menschen mit grünem Daumen nicht ganz überraschend die Königsdisziplin dar. Um Nutzpflanzen wie Gemüse vorziehen zu können, sind allerdings weder ein Hochschulabschluss in Pflanzenkunde noch ein vollautomatisch beheiztes Profi-Gewächshaus vonnöten. Es braucht lediglich etwas Erfahrung, Experimentierfreudigkeit und eine gehörige Portion von Lust und Liebe zur Sache. Wer dieses einmalige Gefühl selbst erleben möchte, kann also getrost selber Kräuter und Gemüse vorziehen.
Wichtig ist, mit leicht aufzuziehenden Pflanzen zu beginnen. Dabei sollte die Selbsterkenntnis reifen, dass die eigenen Sprösslinge in der späteren Vegetation nicht unbedingt so aussehen müssen, wie sich ihre Artgenossen auf den Werbefotos der einschlägigen Gartenkataloge präsentieren. Naturgewächse gedeihen schließlich nicht nach DIN-Normen. Außerdem ist es ja nicht so, als ob eine schnurgerade gewachsene Gewächshaus-Gurke besser schmecken würde als eine krumme aus Freiland-Zucht.
Nach der Ernte ist vor der Ernte: Eigenes Saatgut
Für alle, die selber einmal Kräuter und Gemüse vorziehen wollen, beginnt die Saison bereits bei der Ernte des Vorjahres. Der benötigte Samen für die Jungpflanzen muss gewonnen und für eine erfolgreiche Überwinterung sorgfältig vorbereitet werden. In unserem Beispiel sind sind das Luzerne, Knoblauch und Tomaten der altbekannten Sorte Harzfeuer. Nach der behutsamen Selektierung aus den Blüten bzw. der erntereifen Frucht sollten die empfindlichen Samenkerne langsam und bei möglichst geringer Luftfeuchtigkeit getrocknet werden.
Bis zur Aussaat im nächsten Frühjahr ist die Aufbewahrung in luftdichten Behältern, möglichst aus dunklem Glas und bei Temperaturen um die 15° Celsius, optimal. Wann genau dann im nächsten Frühjahr mit dem Vorziehen von Kräutern und Grmüse begonnen werden kann, bestimmt die aktuelle Gesamtwetterlage. Es liegt jedoch auch immer ein wenig am glücklichen Händchen und der Erfahrung des Freizeitgärtners. Wer Ende März bzw. Anfang April mit der Aussaat beginnt, wird allerdings nichts falsch machen. Bewährt hat sich die lichtumflutete Fensterbank in mäßig temperierten Räumen bei 18 bis 22°. Gut verwendbar sind dafür ausgediente Plastikbecher, die sich beim späteren Umsetzen ins Freie noch mit einem luftdurchlässigen Deckel verschließen lassen.
Aus der (Platz-)Not eine Tugend machen: Die Aufstellung
Aus der Not eine Tugend zu machen, meinte schon Quintilian, der römische Lehrer der Rhetorik aus der Antike. Und so ist es auch heute noch, wenn der Platz für ein Gewächshaus fehlt. Ein ausgedienter Küchenschrank, der – wenn er nicht auf dem Dachboden zu finden ist – auf jedem größeren Flohmarkt angeboten wird, kann schon die Lösung des bestehenden Raumproblems bieten. Er wird kuzerhand zum hängenden Glashaus umfunktioniert, in dem sich das Gemüse vorziehen lässt.
Irgendwann, meist nach drei bis fünf Wochen, zieht es die inzwischen prächtig herangewachsenen Pflänzchen in ihre natürliche Freiheit. Sie sind dann stabil genug, dass ihnen auch niedrige Temperaturen nur wenig anhaben können. Nachts bleiben die Glastüren unseres an einer überdachten Außenmauer befestigen Schrankoberteils jedoch noch geschlossen. Dank der Montage an der Sonnenseite des Grundstückes und recht warmer Frühlingswochen in diesem Jahr entwickeln sich die Pflanzen zusehends und können ihr geschütztes, gläsernes Winterquartier nach zwei bis drei Wochen verlassen, um auf die vorbereiteten Komposthaufen eingepflanzt zu werden.
Um selbst prächtiges und gesundes Gemüse vorziehen zu können, ist es wichtig, dieses in den ersten Wochen nur mäßig und möglichst mit abgestandenem, weichem Regenwasser zu gießen. Noch besser, es wird mit einer ausgedienten Sprühflasche regelmäßig feucht gehalten. Die Erde in den Behältern ist von Zeit zu Zeit behutsam aufzulockern. Der Zustand der Pflanzenerde stellt ohnehin ein besonders wichtiges Kriterium für ertragreiche und gesunde Obst- und Gemüsepflanzen dar. So können sie in unserem Beispiel übrigens auch ohne chemische Pflanzenschutzmittel und Bodenverbesserer prächtig gedeihen.
Guter Samen will guten Boden haben: Die Erde
Optimal zum Gemüse-Vorziehen ist Gartenerde, die eine etwas krümelige Konsistenz hat, das Gieß- bzw. Regenwasser speichert und trotzdem luftdurchlässig ist. Eine Zusammensetzung von Humus aus dem eigenen Komposthaufen in Kooperation mit einem Gemisch aus Sand, Ton und ein wenig Lehmerde wird das Wachstum der Pflanzen positiv beeinflussen. Den Rest macht die gärtnerische Erfahrung, mitunter durch die gezielte Beimischung von bestimmten Zuschlagstoffen wie Kalk, Stallmist aus der traditionellen Landwirtschaft oder die Gründüngung ausgewählter Gartenflächen, beispielsweise mit Sommerwicke oder Luzerne.
Bei den abgebildeten Komposthaufen war das der Fall. Die selbst gezogenen Jungpflanzen konnten in nahezu perfekten Bodenverhältnissen aufwachsen und brachten über mehrere Jahre beachtliche Erträge. Natürlich hat besonders in 2016 das milde Frühlingswetter einen wesentlichen Anteil bei der Pflanzenaufzucht geleistet. So werden erst die kommenden Wochen bis zur Ernte zeigen, ob sich die Arbeit gelohnt hat. Aber wie auch immer das Ertragsergebnis ausfallen wird: Es macht unendlich viel Spaß, die kleinen Sprösslinge bei ihren Wachstumsfortschritten zu begleiten! Und das Gemüse-Vorziehen kostet, abgesehen von ein wenig Mühe und Geduld, insgesamt erfreulich wenig. Also warum nicht einmal selbst ausprobieren? Wir wünschen gutes Gelingen!
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