F90 Brandschutzdecke herstellen
Von Brandschutzdecken und den Projektgrundlagen
Gleich vorneweg: F90 ist die Normbezeichnung einer Brandschutzklasse für bauliche Konstruktionen. Sie besagt, dass das Bauteil einem Feuer für 90 Minuten widerstehen muss, ohne dabei seine Funktion zu verlieren. Eine Klassifizierung mit F30 ist enstprechend weniger widerstandsfähig, F180 dagegen höchst feuerbeständig.
Dieses Projekt zeigt die Herstellung einer F90-normgerechten Brandschutzdecke für einen Pelletlagerraum in Österreich. Das Projekt ist unter Anweisung von fachkundigem Personal durchgeführt worden. Hergestellt wurde eine F90-Brandschutzdecke, ausgelegt für die Brandlast von unten, abgehängt unter einer Holzbalkendecke ohne brandschutztechnische Dämmschicht im Zwischendeckenbereich. Montiert wurden zwei Lagen Trockenbauplatten mit einer Dicke von 20 mm. Die Traglatten (50 x 80 mm) wurden mit einem Abstand von 400 mm eingerichtet, um eine ebenso große Spannweite der Platten zu ermöglichen.
Achtung: Es sind immer die im eigenen Land gültigen Vorschriften und Normen, insbesondere die Vorschriften bezogen auf den Brandschutz sowie den einschlägigen Bestimmungen der Bauordnung zu beachten. Bei einem jeden Projekt liegen unterschiedliche Bedingungen vor, die andere Bauweisen und Materialien rechtfertigen bzw. erforderlich machen.
TIpp: Bei einem solchen Projekt sollte auf das Wissen von Experten zurückgegriffen werden. Denn es geht nicht nur um die eigene, sondern auch um die Sicherheit Anderer. Das bedeutet aber nicht, dass die Errichtung selbst nicht trotzdem in Eigenregie erfolgen kann. Also ran an die Arbeit!
Unterkonstruktion herstellen
Der erste Schritt beim Decke abhängen ist die Herstellung einer geeigneten Unterkonstruktion. Diese kann dabei wahlweise aus Metallprofilen oder Holzlatten hergestellt werden. Bei Brandschutzdecken liegt es nahe, auf Metallprofile zurückzugreifen - selbst dann, wenn das grundsätzlich nicht erforderlich ist.
Trotzdem wird in diesem Projekt die Deckenunterkonstruktion nicht neu erstellt, sondern auf eine bestehende Holzkonstuktion aufgebaut. Die Spannweite der zwei bestehenden Traglatten ist dabei leider zu groß und auch die Dicke der Lattung ist dünner als die neuen Latten. Im folgenden wird daher eine neue Lattung mit einer Spannweite von 400 mm errichtet.
Dazu werden die Traglatten mit einem Querschnitt von 50 x 80 auf die Länge des Raumes abgelängt, ein Loch zum Versenken der Verschraubung gefräst und die Latten mit einem 6 mm starken Bohrer vorgebohrt. Anschließend werden die Konstruktionshölzer im Abstand von 400 mm zueinander mit den bestehenden Tragebalken verschraubt.
An den Stirnseiten des Raumes werden ebenfalls Traglatten angebracht. Diese werden allerdings mit der Wand verschraubt. Auf diese Weise wird ein formschlüssiger Wandanschluss geschaffen.
Die gerade angebrachten raumlangen Traglatten müssen dazu allerdings etwas eingekürzt werden. Mit der Stichsäge ist das aber schnell geschehen. Danach werden die stirnseitigen Traglatten abgelängt und mit Nägeln auf der richtigen Höhe zunächst nur provisorisch befestigt.
Es folgt das Vorbohren der Latten. Durch das Vorbohren wird gleichzeitig auch die dahinterliegende Wand markiert. Tipp: Um die Holzbohrer zu schonen, kann die Wand aber auch sehr einfach mit einem Nagel vorgekörnt werden. Nun können mit der Bohrmaschine Löcher in die Wand gebohrt und Dübel eingesetzt werden. Abschließend dienen 8 x 100 mm Schrauben dazu, die Traglatten der Stirnseite mit der Wand zu verschrauben. Für eine solide Unterkronstruktion ist somit gesorgt!
Erste Lage der F90-Brandschutzdecke herstellen
Bevor damit begonnen wird, die erste Lage der neuen F90-Brandschutzdecke herzustellen, lohnt es sich, den Abstand der Schnellbauschrauben auf der Wand anzuzeichnen. Die erste Lage erfordert nämlich einen Schraubenabstand von 30 cm. Mehr Schrauben sind nicht nötig, da durch die zweite Lage die erste Lage mit vielen weitere Schrauben fixiert wird.
Ist das geschehen, wird die benötigte Plattengröße ausgemessen und auf die Gipskartonplatten übertragen. Gerade bei Überkopfarbeiten ist es ratsam, gewissenhaft zu messen, da langes Anhalten über Kopf alles andere als erstrebenswert ist. Ist der Raum wie hier generell aus dem Winkel, so lohnt es sich, die Platten an beiden Seiten zu schneiden. Auf diese Weise kann die Platte von Anfang an sehr genau eingepasst werden.
Die Platten werden - auch wenn sie nicht 12,5 mm, sondern 20 mm stark sind - genauso behandelt wie gewöhnliche Gipskartonplatten. Sie werden mit dem Cutter eingeschnitten und anschließend gebrochen. Danach wird der rückseitige Karton durchtrennt, und die Platte ist zugeschnitten. Allzu dünne Stege werden hingegen wie sonst auch entweder mit der Stichsäge geschnitten oder dem Gipskartonhobel behandelt.
Die Platten werden idealerweise mit einem Plattenlift bzw. mit einem selbst gebauten Faulenzer an Ort und Stelle an der Decke fixiert, bis die ersten zumindest 35 mm langen Schnellbauschrauben die Platte an der Decke halten. Hinweis: Bei Holzunterkonstruktionen werden Schnellbauschrauben mit einem groben, bei Metallprofilen mit einem feinen Gewinde verarbeitet.
Tipp: Das Übertragen der Traglattenpositionen auf die Gipskartonplatten sollte nicht vergessen werden, denn sonst wird das Verschrauben der Platten nur mit Hindernissen gelingen.
Auf diese Weise wird Platte für Platte an der Decke montiert. Das Maß ( 650 mm x 2000 mm) der Platten ist geradezu ideal für den Raum mit einer Breite von 1800 mm. Es fällt nur wenig Verschnitt an.
Erste Lage verspachteln und Wandanschlüsse beachten
Ist die erste Lage der F90-Brandschutzdecke hergestellt, wird verspachtelt. Hierbei geht es weniger um ästhetische Aspekte als um Funktionalität und Materialschluss. Kleine Nasen und miminale Fehlstellen stören daher nicht. Auch reicht einmaliges Spachteln selbst bei den Stößen aus.
Wichtig ist lediglich, dass alle Fugen, Stöße und Schaubenlöcher verschlossen sind. Vor allem der Wandanschluss muss ordentlich verspachtelt und dicht sein. Fehlt die wandseitige Traglatte, muss ein alternativer Wandanschluss, wie z.B. über Plattenstreifen, hergestellt werden.
Achtung: Bei Wandanschlüssen zu Trockenbauwänden bzw. Anschlüssen zu Revisionsklappen, Bewegungsfugen oder Beleuchtungssystemen gibt es herstellerspezifische Anschluss-Vorschriften, die unbedingt zu beachten sind. Der Wandanschluss ist daher immer vor dem Verlegen der Platten zu planen und alle vor der Beplankung notwendigen Arbeiten sind zu berücksichtigen.
Herstellen der zweiten Lage der F90-Brandschutzdecke
Ist die erste Lage der Brandschutzdecke gespachtelt, kann die zweite Lage in Angriff genommen werden. Wieder ist es ratsam, zuerst den Schraubenabstand auf die umlaufenden Wände zu übertragen. Der Schraubenabstand der zweiten Lage beträgt nun 17 cm. So ist sichergestellt, dass sowohl die zweite als auch die erste Lage ausreichend gut mit den Traglatten verschraubt ist. Die Verschraubung bzw. das Klammern der zweiten Lage nur in die erste Lage Gipskartonplatten ohne Kontakt zur Traglattung ist nicht zulässig. Die Schrauben müssen diesmal aber eine Länge von zumindest 55 mm aufweisen.
Ebenfalls wichtig ist die Überlappung der Gipskartonplatten. Diese müssen im Falle der F90-Brandschutzdecke zumindest 30 cm überlappen. Bei der Plattengröße und der Raumdimension ergibt sich das glücklicherweise von selbst, wenn mit dem Verlegen der Platten einfach am anderen Ende des Raumes begonnen wird.
Wieder werden die Gipskartonplatten eingemessen, abgelängt und zurechtgeschnitten. Die Maße des Raums sind mittlerweile verinnerlicht, da dieser gleichermaßen schiefwinkelig über die gesamte Länge verläuft.
Die Platten sind somit relativ rasch verlegt. Am anderen Ende angekommen, wird auch noch die letzte Gipskartonplatte eingepasst und mit der Unterkonstruktion verschraubt.
Ergebnis und Ausblick
Ist die zweite Lage erneut verspachtelt, ist es geschafft und die F90 Brandschutzdecke ist errichtet!
Wirklich schwer war die Herstellung eigentlich nicht. Es kommt lediglich auf das richtige Know-how an. So spielen Ständerwerk, Abstände der Traglatten und der korrekte Wandanschluss eine maßgebliche Rolle bei der Herstellung einer F90-Brandschutzdecke. Die Ausführung selbst ist nicht viel anders als beim gewöhnlichen Trockenbau und einer Mehrfachbeplankung.
In diesem Sinne wünschen wir gutes Gelingen!
Brandschutz-Fragen gehen oftmals mit Trockenbaumaßnahmen einher. Durch Materialwahl und Bauweise lassen sich dabei unterschiedlich hohe Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. Ein Bauelement mit der Klassifizierung F30 muss im Feuerfall seine Funktion für 30 Minuten bewahren, Trockenbaukonstruktionen der Klasse F90 sind entsprechend für 90 Minuten funktionsstabil. Normalerweise wagen sich Heimwerker aber nicht an solche Fragen heran.
Dabei können auch Selbermacher Trockenbau-Projekte nach gültigen Brandschutz-Bestimmungen umsetzen. Die Anleitung zeigt, wie sich eine zweilagige F90-Decke aus Gipsplatten selber herstellen lässt. Ganz ohne fremde Hilfe kommen Heimwerker hier allerdings nicht aus. So erfolgen auch unsere Arbeiten unter Aufsicht von fachkundigem Personal. Dennoch gibt es beim Bau einer F90-Decke durchaus Möglichkeiten für Entschlossene, sich tatkräftig einzubringen. Das wollen wir mit unserem Video demonstrieren.
Kommentare
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