Textiltapeten tapezieren
Idee und Umsetzung
Ein Zimmer oder gleich ein ganzes Haus in edelstem Textil zu tapezieren, kann ganz gehörig den Geldbeutel strapazieren und steht daher im Alltag eher selten auf der Tagesordnung. Was jedoch die wenigsten wissen: Mit einer schicken Textiltapete lassen sich noch ganz andere Dinge anstellen, die wesentlich günstiger daherkommen. Ein besonders kreativer Weg, mit dem Design von Textiltapeten zu spielen, sind Tapetenbilder. Mit ihnen lässt sich der heimische Wohnraum wie ein nobles Atelier gestalten.
Im ersten Teil dieser Mini-Serie wurde bereits der Grundstock für das Projekt gelegt: die Bilderrahmen aus Stuckleisten. Diese befinden sich nun fertig und vorbereitet an der Wand und warten auf das, was sie einrahmen sollen. Also geht es nun daran, die Textiltapete zu tapezieren. Zum Glück macht es kaum einen Unterschied, ob Tapetenbilder tapeziert werden oder gleich ein ganzer Raum. Die Anforderungen an den Umgang mit der Textiltapete bleiben in beiden Fällen gleich. Deshalb kann diese Anleitung auch genutzt werden, wenn mehr als nur ein paar Wandbilder mit Textiltapeten zu tapezieren sind.
Werkzeug und Material
Das Werkzeug für dieses Projekt gibt sich recht typisch: Gebraucht werden Maßband und Stift zum Ausmessen, Baueimer und Rührstab zum Anrühren des Kleisters, Tapezierschiene, -tisch und Cutter bzw. Tapezierschere zum Zuschneiden der Bahnen sowie Lasurpinsel und Kleisterbürste für den Kleisterauftrag. Bei den Nacharbeiten helfen außerdem eine Tapezierbürste und ein Andrückspachtel.
Der Materialaufwand hält sich auch bei diesem Projektschritt in Grenzen, und das ist ja so gewollt. Für unsere beiden Tapetenbilder wird nur eine Rolle Textiltapete benötigt. Zum Einsatz kommt eine stilvolle Brokatstofftapete mit einer Musterung in dunkler Schattierung - genau das Richtige für die geplante Bildergalerie! Bei der Wahl des Kleisters entscheiden wir uns gegen einen Vliestapetenkleister. Zwar besitzt die Textiltapete einen Vliesträger, allerdings ist sie auch recht schwer. Daher greifen wir zu einem Allzweckkleister, der vorrangig für Raufasertapeten Verwendung findet und über die erforderliche Anfangshaftng verfügt. Zum Schutz der empfindlichen Textiloberflächen stehen außerdem noch einige Rollen Abdeckpapier bereit.
Die Vorbereitungen
Da mit dem Zuschneiden der Tapeten in diesem Fall nicht viel Zeit ins Land ziehen wird, kann schon einmal der Tapetenkleister vorbereitet werden. Dazu wird das Kleisterpulver nach und nach in kaltes Wasser gegeben und die resultierende Masse kräftig durchgerührt. Anschließend wird der Kleister zum Quellen 15 Minuten beiseite gestellt. Eine genaue Beschreibung, wie sich Tapetenkleister vorbereiten lässt, findet sich in dem Artikel Tapetenkleister anrühren.
Danach folgt noch eine weitere kleine Vorbereitung, die beim Umgang mit Textiltapeten aber unheimlich wichtig ist. Denn ihre Oberflächen sind äußerst empfindlich gegenüber Schmutzeinwirkung und dabei nur sehr schwer zu reinigen. Deshalb wird der Tapeziertisch zur Sicherheit noch mit dem Abdeckpapier ausgelegt. So bleiben die Tapeten immer schön sauber.
Zum Schluss werden ein weiteres Mal die finalen Maße der Stuckrahmen genommen. Schließlich soll die teure Tapete nicht zu kurz ausfallen! Die Maße belaufen sich auf 130 x 90 cm. Das wird für den nächsten Schritt vermerkt.
Textiltapete zuschneiden
Die Textiltapete muss nun so zugeschnitten werden, dass sie das Tapetenbild vollständig ausfüllt. Dazu wird die Tapete auf dem Tisch um etwa 2,50 Meter ausgerollt. Dann wird die Bahn nach einem passenden Stück in den entsprechenden Maßen abgesucht. Das Suchen ist deswegen nötig, weil die Brokattapete über eine komplexe Ornamentik verfügt. Der Schnitt soll nicht einfach mitten durch das Muster fahren. Deshalb wird eine Stelle gesucht, an der die Ornamente möglichst ganz bleiben.
Wurde ein passendes Stück des Musters ausfindig gemacht, geht es ans Zuschneiden der Textiltapete. In unserem Fall klappt das bereits mit dem Cutter. Ansonsten leistet die Tapezierschere hier gute Dienste. Die Tapezierschiene wird so angelegt, dass ein möglichst rechtwinkliger Schnitt erfolgen kann. Schließlich arbeiten wir hier nur mit wenig Verschnitt. Dann wird der Cutter an der Schiene entlanggeführt. Auf diese Weise wird das ganze Stück der Textiltapete ausgeschnitten.
Da zwei Tapetenbilder zugleich an der Wand entstehen sollen, muss auch ein zweites Stück Tapete passend zugeschnitten werden. Bald ist auch ein Tapetenbereich mit der gleichen Musterung wie bei dem ersten Bild gefunden, doch der Verschnitt bis zu diesem Punkt auf der Bahn wäre sehr groß. Deswegen wird die Tapete einmal vollständig abgerollt und die Suche vom anderen Ende neu angesetzt. Auch hier findet sich die gesuchte Musterung, allerdings ganz in der Nähe des Bahnendes und dadurch mit sehr viel weniger Verschnitt.
Zunächst wird das nicht erforderliche Bahnende abgetrennt, dann wird auch hier das passende Tapetenstück zurechtgeschnitten. Wieder erfolgen die Schnitte mit Cutter und Schiene. Und auch hier ist an den einberechneten Verschnitt von 3 cm zu denken.
Hinweis: Brokattapeten haben eine eindeutige Raumorientierung. Diese muss schon vor dem Schneiden klar sein, damit die Tapete später nicht auf dem Kopf steht. Die Spitzen gehören immer nach oben!
Untergrund kleistern
Sobald die Tapetenausschnitte bereit liegen, kann es auch schon damit losgehen, die Textiltapete zu tapezieren. Der erste Schritt hierbei ist wie üblich das Kleistern. Da die Tapete ein Vlies als Träger verwendet, wird nicht die Tapete selbst, sondern die betreffende Wandstelle eingekleistert.
Der Eimer mit dem Kleister wird wieder zur Hand genommen und noch einmal kräftig durchgerührt. Dann werden zunächst die inneren Randbereiche der Tapetenbilder gekleistert. Um den Stuckrahmen dabei nicht unnötig zuzusetzen, wird ein etwas feinerer Lasurpinsel verwendet. Erst wenn die Randzonen abgearbeitet sind, kommt die Kleisterbürste zum Einsatz, um nun zügig die Flächen einzukleistern. Das Ganze ist in wenigen Minuten erledigt.
Tipp: Hier nicht zu großzügig mit dem Kleister sein! Wenn sich beim Anbringen der Tapeten Kleister an den Nähten vorbeidrückt, ist es mit der schönen Brokatoberfläche aus.
Tapete einsetzen
Nun ist es an der Zeit, die Textiltapete in das Bild einzusetzen. Dazu wird das Tapetenstück an der oberen Naht gefasst und mit dieser bündig in den Rahmen eingelegt. Anschließend wird die Tapete nach unten verlaufend verstrichen. Hier mit ruhiger Hand arbeiten, damit alles schön gerade wird! Wenn es nicht auf Anhieb klappt, kann die Tapete wieder etwas gelöst und dann verschoben werden. Sollte die Tapete an den Seiten etwas zu groß ausfallen, keinesfalls die Nähte durch Quetschen einpassen, sondern die Tapete glatt ausstreichen! Die Tapete muss überall flächig aufliegen.
Tipp: Vorsichtige Naturen arbeiten hier im wahrsten Sinne des Wortes mit Samthandschuhen, um die empfindlichen Oberflächen nicht zu gefährden.
Textiltapete andrücken und zuschneiden
Die Tapete sitzt gerade im Rahmen und wird nun fest ins Kleisterbett gedrückt. Dazu wird eine Tapezierbürste verwendet, um die Oberflächen zu schonen. Generell leistet bei Textiltapeten auch eine Andrückwalze gute Dienste. Aber sauber muss sie sein! Nach und nach wird nun die gesamte Fläche abgefahren, Lufteinschlüsse werden dabei herausgestrichen.
Abschließend muss noch der Überstand am unteren Rand entfernt werden. Damit der Schnitt sauber gelingt, wird hier die Tapete mit dem Tapezierspachtel fest in die Ecke des Rahmens hineingedrückt, so dass ein Falz als Schnittmarke entsteht. Der Tapezierspachtel wird so am gesamten Überstand entlang geführt.
Jetzt kann der Überstand abgeschnitten werden. Das gelingt wieder recht zügig mit dem Cutter. Einzige Bedingung: den Rahmen nicht zerkratzen! Die Klinge wird deshalb möglichst flach geführt. Auch hier lieber mit Bedacht vorgehen, statt voreilig vollendete Tatsachen zu schaffen!
Auch am Seitenrand zeigt sich ein schmaler Überstand. Dieser wird nun ebenfalls mithilfe des Cutters beseitigt. Da der Tapetenstreifen aber recht schmal ausfällt, ist auch hier Vorsicht beim Schneiden geboten. Insgesamt beansprucht die besondere Rücksichtnahme auf das Material die meiste Zeit beim Textiltapeten-Tapezieren.
Das Resultat: Bildhaft schön!
Das zweite Tapetenbild wird auf die gleiche Art und Weise umgesetzt und erfordert keine zusätzlichen Kniffe mehr. Deshalb gehen die Arbeiten recht schnell. Insgesamt belief sich der Zeitaufwand damit auf etwa eine halbe Stunde.
Das Ergebnis kann sich dafür umso mehr sehen lassen: Zwei edle Gemälde, so scheint es, machen aus dem Zimmer eine moderne Galerie. Es war also gar nicht erforderlich, die gesamte Wandfläche mit der Textiltapete zu tapezieren, um ein stilvolles Resultat zu erzielen. Wir können mit unserer Leistung wirklich zufrieden sein.
Das Tapetenbild ist mehr als nur ein örtlich begrenzter Wandbehang. Denn werden Textiltapeten verwendet, lassen sich mit ihnen punktuell äußerst kunstvoll gestaltete Akzente setzen. Da kann es dann schon mal passieren, dass die eigenen vier Wände mit einer Gemäldegalerie verwechselt werden.
Wie solch kleine Kunstwerke ganz einfach selbst erstellt werden können, verrät das nachfolgende Video – in unter 3 Minuten! Textiltapete tapezieren kann so einfach sein!
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